In der vergangenen Saison war Elias Hardmeier der beste U15-Junior. Am 15. April wurde er U18-Schweizer-Meister. Und ab Sommer wird der Sekundarschüler aus dem Zürcher Oberland Ausbildung und Tischtennis in einem Sport-KV kombinieren.
Text: Stefan Kleiser / Fotos: René Zwald
Zuschauen und Lernen. Am 3. und 4. Februar war Elias Hardmeier mit seinem Clubkollegen Lakith Jayanetti in Montreux – um am ITTF Europe Top 16 Cup Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov zu beobachten, die in der Weltrangliste auf den Plätzen zwei und drei geführt werden. «Ich habe noch nie so gute Spieler live spielen gesehen», erzählt der 15-Jährige. Sein Vorbild ist zwar der Chinese Fan Zhendong, die Nummer eins der Welt. Trotzdem war das Zuschauen in Montreux ein Genuss: «Es war sehr motivierend».
Elias Hardmeier startet selbst international. Im World Ranking der Junioren von April wurde er auf Platz 232 geführt. Der grosse Sprung nach vorne steht also erst noch bevor. National ist er schon gelungen. Vor dreieinhalb Jahren startete der damals 12-Jährige aus Rällikon, einem Weiler am Greifensee zwischen Egg und Mönchaltorf, noch mit einer Klassierung von C6 in die Saison. Im November 2015, inzwischen Sportschüler in Uster, bezwang Elias Hardmeier an den Regionalmeisterschaften des Ostschweizer Tischtennisverbandes erstmals einen A-klassierten Gegner.
Überraschend neuer U18-Meister
Letzte Saison gewann Elias Hardmeier an der Schweizer Meisterschaft der Junioren im Einzel, Doppel und Mixed die Goldmedaille bei den Unter-15-Jährigen. Und bei seiner ersten Teilnahme an der Jugend-Europameisterschaft wurde er erst in den 1/16-Finals vom späteren Sieger gestoppt. Doch auch gegen den Russen Vladimir Sidorenko glückte ihm ein Satzgewinn. Er habe an der Jugend-EM in Portugal viel gelernt, sagt Hardmeier, «und ich konnte abrufen, was ich kann».
Das ist ihm Mitte April auch an der Schweizer Junioren-Meisterschaft gelungen. Mit Siegen über Barish Moullet, Dorian Girod und Loïc Stoll gewann Elias Hardmeier unerwartet die Goldmedaille in der U18-Kategorie. «Für mich war es auch eine Überraschung», gesteht er. «Ich habe nicht daran geglaubt, dass ich schon im ersten Jahr U18 Schweizer Meister werden kann.» Aber er habe sich gut vorbereitet auf den Anlass. «Ich hatte jedes Training die SM vor Augen. Und ich will unbedingt an der Jugend-EM teilnehmen können – und dafür musste ich eine gute Platzierung schaffen.» Nun ist Hardmeier wohl für das Event vom Juli in Rumänien gesetzt.
Der musikalische Sportler
Zum Tischtennis fand Elias Hardmeier vor sieben Jahren. «Wir haben zu Hause an einem Steintisch gespielt. Mein Cousin war bereits im Club. Und er erzählte immer, wie lässig es ist.» Also trat Hardmeier ebenfalls dem Verein in Uster bei. Inzwischen hat der Teenager mehr als ein Dutzend Pokale in seinem Zimmer stehen. So siegte er im Juni 2017 an den International Youth Table Tennis Championships von Luxemburg – und machte im Final gegen den Deutschen Carlos Dettling ein 0:2 in Sätzen wett.
«Ich habe aber nicht alle Pokale im Tischtennis gewonnen», erklärt Hardmeier. Auszeichnungen aus der Musik gehören ebenfalls zur Sammlung. «Ich hätte auch mit der Klarinette an die Kunst- und Sportschule gehen können. Aber ich mache lieber Sport. Ich bewege mich gern.» Vor drei Jahren bestand Elias Hardmeier an der Klarinette den Stufentest 5. Er besitze das Instrument noch immer, erzählt er. «Ich spiele es aber nicht mehr. So ist mehr Zeit für Tischtennis.»
Bis in die sechste Klasse war Elias Hardmeier auch Geräteturner. Sein Lieblingsgerät? «Die Ringe.» Er beherrschte den Abgang mit Salto und bestritt auch Wettkämpfe. «Denn es ist komisch, wenn du die ganze Zeit trainierst und dich nicht mit anderen misst. Dann weisst du ja nicht, wo du stehst.» Nur trainieren, weil es Spass macht? Das kann sich Elias Hardmeier nicht vorstellen. «Ich will Spass haben, besser werden und den Gegner besiegen.»
In Neuhausen weiterentwickeln
Mittlerweile ist Elias Hardmeier A18-klassiert und spielt nicht mehr für Uster in der 2. Liga wie noch vor zwei Jahren, sondern für Neuhausen in der Nationalliga B. Hier sei er am richtigen Ort, sagt er. Mit Lakith Jayanetti, Mauro Schärrer sowie Matti und Pekka Pelz sind andere ambitionierte Junioren im Verein, die er alle kannte, bevor er den Club wechselte. «Ich kann mich mit ihnen zusammen weiterentwickeln. Das ist super.»
In der Halle in Schaffhausen ist Elias Hardmeier aber nicht jeden Tag. Um die Wege ins Training kurz zu halten, übt er auch in Uster, Rapperswil-Jona, Dübendorf und Affoltern am Albis. Und die persönliche Bilanz in der stark besetzten Nationalliga-B-Meisterschaft ist positiv. Die bisherige Saison trübten nur starke Rückenschmerzen, zurückzuführen auf das Wachstum. «Ich konnte mich nicht mal mehr hinsetzen. Zum Glück waren die Schmerzen nur zwei Wochen so intensiv.»
Ab Sommer, mit dem Abschluss an der KuSS, wird Elias Hardmeier an der United School of Sports in den Unterricht gehen und eine kaufmännische Lehre absolvieren. Um später an der Hochschule studieren zu können, will er die KV-Ausbildung mit der Berufsmittelschule kombinieren. Anfangs März hat er die Aufnahmeprüfung der BMS geschrieben. In Französisch, Englisch, Mathematik und Deutsch. Und? «Ich habe bestanden.
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