Ein Schweizer im Finale beim Japan Open

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Gabriele Chiari reiste als internationaler Schiedsrichter im Juni nach Japan. Was er dort erlebt hat, und welche Spiele er aus nächster Nähe erleben durfte, schildert er in diesem Sidespin-Beitrag.

Text/Fotos: Gabriele Chiari

 

Die Ankunft in Japan (Open Kitakyushu) war nicht glückverheissend: das Reinigungspersonal streikte plötzlich in Paris, was zu grossen Verspätungen führte. Somit konnte ich an der wichtigen Informationssitzung für Schiedsrichter nicht teilnehmen.

 

Nach einem 16-stündigen Flug, langen Wartezeiten in Flughäfen und nur wenigen Stunden Schlaf musste ich am nächsten Tag gleich im ersten Match des Qualifikations-Spieltags als Schiedsrichter amten.

 

Was mich sofort überraschte, waren die vielen Zuschauer (ungefähr 2‘000 Personen an den beiden ersten Qualifikations-Spieltagen und mindestens 3‘000 Personen an den letzten Tagen). Das Publikum war aufmerksam und erfahren und zeigte sich von Beginn an begeisterungs- und teilnahmewillig.

 

Die Schiedsrichtergruppe setzte sich grösstenteils aus Japanern zusammen. Doch auch zahlreiche andere internationale BB-Schiedsrichter (Blue Badge) aus verschiedenen Herkunftsländern waren dabei. Die Veranstalter setzten die japanische Effizienz unter Beweis und kümmerten sich bis ins kleinste Detail um alles und um alle.

 

Bis zum Hotel, das die Athleten und Schiedsrichter beherbergte, waren es nur 30 Minuten und täglich wurden wir bei unserer Ankunft mit Begeisterung und respektvollen Verbeugungen empfangen.

 

In der Call-Zone sahen wir regelmässig die besten Tischtennisspieler, deren Anzahl natürlich im Laufe der Veranstaltung abnahm.

 

Ich durfte an interessanten Spielen als Schiedsrichter amten. Da ist vor allem das historische Spiel, als der beliebte Lokalmatador Harimoto (mit bloss 15 Jahren!) die Weltnummer 1 Ma Long schlug, der seit langem ungeschlagen war. Und von diesem Sieg getragen spielte sich Harimoto bis zum Endsieg des Opens durch. Weiter hatte ich die Ehre, das Finalspiel der Damen zu schiedsrichtern, in dem sich die Japanerin Mima Ito (Siegerin) und die Chinesin Wang Manyu gegenüberstanden. Letztere gewann kürzlich das Open von China.

 

Gerade was die beiden oben erwähnten Spiele anbelangt ist es nicht nötig zu beschreiben, wie begeistert das Publikum war. Es reagierte mit Anfeuerungsrufen auf die Resultate, als sähe es sich ein Fussballspiel an. Am Schluss wurden sogar auch wir Schiedsrichter vom ganzen Publikum mit freundlichem Lächeln und grossem Applaus gewürdigt.

 

Der Anlass ist vorbei und den Organisatoren wurde gebührend gedankt. Hoffentlich sieht man sich nächstes Jahr wieder.

 

Abschliessend kann ich sagen, dass sich die langen Wartezeiten und der verpasste Schlaf ganz bestimmt lohnten, denn dieses unvergessliche Tischtennisereignis war äusserst befriedigend. Ich selbst habe dort zwei «Meets» geholt: noch einer und dann bin ich offiziell ein Blue-Badge-Schiedsrichter!

 

 

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