Tessiner Ecke: Williams-Familie

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Die Williams-Familie
Andrew Williams: Nachwuchscoach, Tischtennis-Förderer und NLA-Spieler

Im letzten Sommer haben sich der gebürtige Jamaikaner und US-Amerikaner Andrew Williams (50-jährig), seine im Tessin aufgewachsene Gattin Barbara (39) sowie ihre beiden Sprösslinge Luna (9) und Shia (7) im Tessiner Dorf Gentilino niedergelassen. Die tischtennisverrückte Familie hat sich umgehend dem Luganeser Nationalliga A-Klub angeschlossen. Ein wahrhaftiger Glücksfall, denn Andrew dient dem Stadtverein in drei verschiedenen Rollen.

 

Text/Fotos: Röbi Szendröi

 

Nachvollziehbar, dass es für Sidespin zu einem spannenden Besuch im Hause Williams kam. Zuerst der herzliche Empfang unter der Pforte von Shia und dann die nette Begrüssung der übrigen Familienmitglieder Barbara, Luna und Andrew.

 

Andrew Williams: Intensive Tischtennisförderung im Fokus

 

Es liegt nicht gerade auf der Hand, dass im Leben eines Mannes aus Jamaika der Tischtennissport im Vordergrund steht. Hier denkt man eher an die Leichtathletik mit Sprintstar und 100 m-Weltrekordhalter Usain Bolt. Somit hat uns der aufgeschlossene und äusserst sympathische Andrew eines Anderen belehrt, wie er zu Gesprächsbeginn erzählt: „Als ich 17 oder 18 Jahre alt war, holte mich Fernando Roberts, ein in Jamaika bekannter Tischtennisspieler, am Kingston-College zum Probetraining. Sofort machte mir diese attraktive Sportart Spass. Mit 19 Jahren zog ich dann nach New York weiter und übte meine neu entdeckte Lieblingssportart unter chinesischem und jamaikanischem Einfluss weiter. Schliesslich landete ich mit 26 Jahren in Florida, genauer in Fort Lauderdale, wo ich unter dem neuen Coach Marty Prager, notabene ein Franzose, weitere Fortschritte erzielte. Dort gab es viele Kinder, die dem Tischtennis frönten. Marty brachte mir neben dem Spielen gleichzeitig das Coaching von Nachwuchskräften bei. Eine Leidenschaft, die ich in Lugano intensiv auslebe.“

 

Liebe geht nicht nur durch den Magen – sondern auch übers Tischtennis…

 

Zur Liebesgeschichte zwischen Andrew und Ehefrau Barbara, erinnert sich die gebürtige Tessinerin gerne zurück: „Tatsächlich haben sich die Lebenswege von Andrew und mir an einem Turnieranlass 2004 in Lakeland, Florida, gekreuzt. Zwei Jahre später heirateten wir und 2009 sowie 2011 erblickten Luna respektive Shia das Licht der Welt. Selbst wurde ich in Sorengo geboren, bevor ich als 16-Jährige mit meinen Eltern nach Sarasota, Florida, übersiedelte. Mein Startschuss im Ping-Pong fiel noch zu meinen Primarschulzeiten in Losone (Tessin). In Sarasota erfuhr ich in einer Bar, dass man einen neuen Klub gegründet hatte, dem ich mich kurz darauf anschloss. Und so lernte ich diesen Ballsport erstmals wirklich kennen. An den Turnieren machte ich die Bekanntschaft mit Andrew und eines Tages funkte es zwischen uns. Danach trafen wir uns zusätzlich an Wochenenden. Dank Trainer Marty erzielte ich extreme Fortschritte. Er förderte ebenso seine Ehefrau Terese stark, denn sie nahm an den Paralympics 1996 in Atlanta, USA, und an Weltmeisterschaften teil. Daneben baute ich mir ein Standbein in der Fotografie auf.“  

 

Rückkehr und Neustart im Tessin

 

Rund 23 Jahre lebte und lernte Barbara das Leben in den Vereinigten Staaten hautnah kennen. Letztlich haben sie zusammen mit der Familie entschieden, in die Schweiz zurückzukehren. Dazu offenbart die zweifache Mutter: „Persönlich habe ich den europäischen Lebensstil vermisst. Ausserdem ist die Schweiz ein wunderschönes Land. Dazu fehlten mir meine Grosseltern und meine beiden Schwestern Deiva (37) und Sayuri (30) zusehends. Und wie haben sich die Kinder inzwischen oberhalb von Lugano eingelebt, wollten wir zuerst von Tochter Luna wissen: „In der Schule habe ich andere nette Kids kennengelernt. Es gefällt mir, Tischtennis zu spielen. Erst im letzten Februar habe ich noch in Fort Lauderdale mit Ping-Pong begonnen. Nun lerne ich mit dem Topspin und Topspin-Slice neue Schläge. Ich mag aber auch das Kunstturnen sehr. Vielleicht turne ich bald wieder.“ Es scheint, als fliesse das Tischtennisblut noch mehr in Sohn Shias Adern. Dieser gibt keck zur Antwort: „Ich liebe die Vorhand- und Topspin-Schläge. Dazu macht es besonders Spass, wenn mir die Smashes gelingen. Hingegen muss ich an der Rückhand, Rückhandtopspin und Service weiter fleissig üben.“ Und wie lebt es sich in der neuen Umgebung? „Die Kinder sind hier sehr nett und so habe ich leicht neue Freunde gefunden. An der Schule mag ich besonders Mathematik. Toll, dass das Wetter im Tessin angenehm ist.“ Übrigens wird das abwechslungsreiche Familienleben der Williams mit den drei Katzen, namens Boost, Pebbles und Friday zusätzlich aufgeheitert.

 

Nachwuchsförderung und –ausbau mit Visionen gekoppelt

 

Andrew hat sich nicht nur der Luganeser NLA-Equipe angeschlossen. Grundsätzlich geniesst bei ihm die Nachwuchsförderung und der Ausbau neuer jungen Kräfte erste Priorität. Hierfür klärt er auf: „Es macht mir enorm Freude, mich in der Nachwuchsförderung in Lugano und Locarno zu engagieren. In der pädagogischen Rolle fühle ich mich richtiggehend zu Hause.“ Die Trainingseinheiten von Andrew beschränken sich nicht nur rein aufs Tischtennis. Mit Musik, Tanz und abwechslungsreichen Übungen lockert er die Trainings massiv auf, sodass es noch mehr Spass macht. Zusätzlich setzt er alles daran, damit er neue Junge fürs Tischtennis im ganzen Tessin gewinnen kann. Dank der Begabung zusammen mit seiner Gattin unterhaltsame Videos (Andrew) zu drehen und attraktive Fotos (Barbara) zu knipsen sollen via soziale Medien, wie z. B. Facebook (s. Tennistavolo Ticino) oder die Homepage www.ponguniverse.ch frische Kräfte fürs Tischtennis gewonnen werden.    

 

Andrew Williams unter NLA-Trainer Simone Spinicchias Adleraugen

 

In dieser Saison feierte Andrew seinen Einstand im NLA-Fanionteam des TTC Lugano. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, wie sein Trainer Simone Spinicchia in seiner Analyse haarscharf erörtert: „Man sieht bei Andrew, dass er in den USA in den letzten Jahren als Coach am Werk war. Deswegen konnte er sich nicht mit Spielern auf entsprechendem Niveau messen. Hingegen spielt er im Training seine Stärken schon aus.“

 

Klar, dass Andrew sein Potenzial genauso im Meisterschaftsbetrieb umsetzen will. Schliesslich hat er sich im Ausbildungssektor und der Talentsuche das Prädikat Spitzenklasse längst verdient!

 

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Tischtennistheorie: Aufschlag als Vorhandorientierter Spieler

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