Titel für Petrissa Solja und Timo Boll
Die Ausgabe 2020 des europäischen Top 16 hat die Erwartungen in hohem Masse erfüllt. Wie schon 2019 gewannen zwei Deutsche das Top 16. Trotz guter Leistungen mussten sich unsere beiden Schweizer gegen die Besten des Kontinents geschlagen geben.
Text: Luca Anthonioz / Fotos: René Zwald
Leider waren Rachel Moret und Lionel Weber nicht in der Lage, für einen Exploit zu sorgen. Vor einem sehr wohlwollenden Publikum war der Weg für sie zu schwer. Moret verlor mit 1:4 gegen Sofia Polcanova, der sie im dritten Jahr in Folge gegenüberstand. Obwohl sie ihren ersten Satz verlor, konnte die an Nummer eins gesetzte Österreicherin ihren Rhythmus wiederfinden und das Spiel gewinnen.
« Ich bin ein wenig enttäuscht von meinem Spiel gegen Sofia. Ich habe die Partie sehr gut begonnen und ich habe mich wirklich gut gefühlt. Dann änderte sie ihre Taktik ein wenig und spielte im Laufe der Partie immer besser. Es war schwer für mich, mich daran anzupassen und weiterhin auf höchstem Niveau zu spielen. »
Rachel Moret VS Sofia Polcanova
Weber forderte den Briten Liam Pitchford heraus. Eine 0:4-Niederlage, die für den besten Schweizer wahrscheinlich ein gewisses Bedauern hinterlassen wird. Tatsächlich hat er oft auf Augenhöhe mit seinem illustren Gegner gespielt. 7-7 im ersten Satz, 8-8 im zweiten und 9-9 im dritten Satz. Aber im entscheidenden Moment sind Erfahrungen auf höchster Ebene wertvoll. Trotz mehrerer Satzbälle im dritten Satz konnte er keinen Satz für sich entscheiden. Sicherlich eine kleine Enttäuschung, die uns aber die sehr gute Leistung des Schweizer Spielers nicht vergessen lassen sollte.
« Es hat sehr Spass gemacht vor dem Schweizer Publikum zu spielen. Ich glaube, ich habe gut gespielt und konnte ziemlich gut mithalten. Leider habe ich meine Chancen im zweiten und dritten Satz nicht genutzt. Deshalb bin ich schon etwas enttäuscht, dass ich mit 0:4 verloren habe. »
Lionel Weber VS Liam Pitchford
Petrissa Solja schaffte die Titelverteidigung. Nach dem Sieg im vergangenen Jahr konnte sie sich erneut in einer sehr guten Form präsentieren. Zunächst besiegte sie Natalia Partyka klar mit 4:0, bevor sie sich im Viertelfinale einen erbitterten Kampf gegen die Rumänin Elizabeta Samara (4:2) lieferte.
Im Halbfinale siegte sie über die Ukrainerin Margaryta Pesotska mit 4:1. Die Ukrainerin hatte in dieser Partie wahrscheinlich noch schwere Beine, nachdem sie am Tag zuvor in einer über 90 Minuten dauernden Partie gegen die deutsche Han Ying mit 4:3 gewonnen hatte! Die Ukrainerin lag im letzten Set mit 0:5 zurück und konnte den unglaublichen und unerwarteten körperlichen Abbau ihrer Gegnerin dazu nutzen, die Partie noch einmal umzudrehen.
Im Finale traf Petrissa Solja auf die überraschende Niederländerin Britt Eerland. Diese spielte ein fantastisches Turnier mit Siegen über Bernadette Szocs (4-1), Ni Xia Lian (4-2) und Sofia Polcanova (4-1) und ließ die Titelverteidigerin mit einem fulminanten Matchstart sogar an sich selbst zweifeln. Petrissa Solja lag zwar mit 0:2 zurück, geriet aber nicht in Panik und fand die Lösungen, um vier Sätze in Folge zu gewinnen. Schließlich gewann sie mit 4-2 (8-11 6-11 11-9 11-9 11-5 11-8 11-7).
Im Spiel um den dritten Platz siegte Sofia Polcanova mit 4:2 und holte sich erneut die Bronzemedaille.
Bei den Herren gewann Timo Boll seinen siebten Titel und ist damit mit dem Schweden Jan-Ove Waldner gleichgezogen. Trotz des krankheitsbedingten Rückzugs von Dimitrij Ovtcharov konnte Boll die vielen Zuschauer begeistern. Er hat sein Turnier perfekt gemeistert. Für den Einzug ins Finale besiegte er hintereinander Kristian Karlsson (4-1), Liam Pitchford (4-0) und Robert Gardos (4-1).
Im Finale traf er auf den 21-jährigen Slowenen Darko Jorgic, der zunächst den letztjährigen Vizemeister Vladimir Samsonov (4:1) besiegte. Anschließend siegte er über den Defensivspieler Wang Yang (4:1), der in der vorangegangenen Runde den Franzosen Simon Gauzy aus dem Turnier geworfen hatte (4:3). Das slowenische Phänomen nutzte das Spiel, um die Zuschauer mit seinem starken Rückhandspiel zu begeistern. Kalinikos Kreanga hätte sicher Freude an ihm. Im Halbfinale gewann er gegen Tomislav Pucar mit 4:1 und erreichte damit bei seiner allerersten Teilnahme an dieser Veranstaltung das Finale des Top 16. Obwohl er im Finale mit 0:1 zurücklag, konnte Timo Boll seine ganze Erfahrung und sein ganzes Spielvermögen zum abschliessenden 4:1-Sieg (8-11 12-10 11-5 11-7 11-9) einbringen.
Der 41-jährige Österreicher Robert Gardos spielte ein großartiges Turnier und gewann nach einem spannenden 4:3 die Bronzemedaille. Dies ist seine allererste Medaille in diesem Wettbewerb, eine große Belohnung für einen der Veteranen des Turniers.
Weitere Artikel in dieser Sidespin-Ausgabe:
Europe Top16: Interview Jonny Cowan
Tessiner Ecke: Teneros NLB-Damenteam (2. Teil)
Trainingstipp: Spiel auf den Wechselpunkt (1. Teil)
