Neuer Präsident bei Swiss Table Tennis

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Céline Reust

Neuer Präsident bei Swiss Table Tennis

„Die Unterstützung der Clubs und regionalen Verbände bei der Rekrutierung neuer Spieler hat oberste Priorität“

 

Anlässlich der Spielpause zum Jahresende zieht der von der Delegiertenversammlung von Swiss Table Tennis Ende September zum Präsidenten gewählte 50-jährige Waadtländer Nicolas Imhof, Mitglied des CTT Vevey, Bilanz über die derzeitig laufenden Projekte.

 

Text: Nicolas Imhof / Foto: Susanne Gries

 

Frage: Wo stehen Sie jetzt nach fast dreimonatiger Amtszeit?

Nicolas Imhof: In dem bislang aus vier Mitgliedern zusammengesetzten Zentralvorstandsausschuss (ZVA) sind 2,5 Mitglieder Neuankömmlinge: Ich war zwar schon im ZVA, aber erst seit einem Jahr und in einem anderen Aufgabenbereich. Deshalb müssen wir uns erst einmal zurechtfinden und eine sorgfältig dokumentierte Zustandsanalyse vornehmen, bevor wir grundlegende strukturelle Reformen vorschlagen können.
Glücklicherweise können wir uns auf die langjährige Erfahrung von Georg Silberschmidt, die Direktorin Susanne Gries und auf das uneingeschränkte Engagement aller Mitarbeitenden der Geschäftsstelle stützen.

 

Frage: Ist der ZVA vollständig?

Nicolas Imhof: Noch längst nicht! Wir brauchen unbedingt einen Verantwortlichen für den Breitensport. Ich träume auch von einem Fachmann für Sponsoring/Marketing oder sogar von einem Vizepräsidenten, dem wir spezifische Aufgaben anvertrauen könnten. Alle Kandidaturen sind herzlich willkommen!

 

Frage: «Eine sorgfältig dokumentierte Zustandsanalyse vornehmen» … bedeutet dies, das erstmal ein paar Monate lang keine Vorschläge zu erwarten sind?

Nicolas Imhof: Nein, ganz und gar nicht. Der ZVA hat im Übrigen anlässlich seiner ersten Zentralvorstandssitzung Anfang Dezember bereits einige Vorschläge und Ankündigungen gemacht. Der erste, auf den ersten Blick belanglos erscheinende Vorschlag, der es jedoch in Wirklichkeit nicht ist, besteht darin, sichtbare Zeichen für die Mitgliedschaft im STT und den Stolz, mit dem wir diesen Sport verteidigen, zu schaffen. Wir werden deshalb STT-Bekleidung (Hemden, Polohemden) anbieten, die von den leitenden Gremien, dem ZVA, dem Zentralvorstand und den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle bei offiziellen Veranstaltungen getragen werden und von jedermann gekauft werden können. Wir werden uns auch überlegen, ob es sinnvoll ist, Produkte mit den STT-Farben anzubieten. Wichtiger noch oder sogar grundlegend: Der Zentralvorstand hat beschlossen, eine Eidgenössische
Sportkommission für Breitensport zu gründen. Diese vor allem aus einem Delegierten pro regionalem Verband (RV) zusammengesetzte Kommission wird sich zwei- bis viermal im Jahr treffen. Sie wird mit der Aufgabe betraut sein, die vorrangigen Programme auszuwählen, die in der Praxis umzusetzen sind, um neue Mitglieder zu rekrutieren. Sie wird ebenfalls Broschüren und Dokumente für die Förderung des Tischtennis herausgeben, die sowohl für das breite Publikum als auch für Behörden bestimmt sind. Im Anschluss daran wird es Aufgabe der RV sein, regelmässig alle ihre Clubs anzuregen, diese Programme und Werkzeuge zu nutzen. Ein weiterer Vorschlag: Wir haben vom Bundesamt für Sport eine
Finanzierung für die Ausarbeitung eines Konzeptes erhalten, um den Tischtennis vor allem bei Kindern zu fördern.

 

Frage: Sind Sie sicher, dass das eine wirksame Initiative sein wird?

 

Nicolas Imhof: Wir verlieren seit vielen Jahren regelmässig lizenzierte Mitglieder. Heute sind wir bei rund 5’600 Mitgliedern angelangt. Es muss etwas geschehen und wenn möglich im Rahmen einer koordinierten Politik. Unser Ziel ist, die Arbeit der Vereine zu erleichtern. Die Aufgabe der RV wird darin bestehen, wichtige Überzeugungsarbeit zu leisten, um die Vereine zu motivieren. Langfristig werden wir sicher in der Lage sein, den Abwärtstrend zunächst zu stoppen und die Tendenz in der Folge umzukehren. Dies erfordert jedoch das Engagement aller Instanzen.

 

Frage: Welche anderen Projekte scheinen Ihnen vorrangig zu sein?

Nicolas Imhof: Oberste Priorität hat wirklich die Förderung des Breitensports, die Werbung für unsere Sportart bei der Bevölkerung und die Rekrutierung neuer Mitglieder. Unsere
ersten Vorschläge gehen alle in diese Richtung. Aber es sind noch viele andere Projekte in Arbeit. Da Geld ein wichtiger Faktor ist, müssen wir uns ebenfalls dringend und grundlegend um eine Verbesserung unserer Finanzen kümmern. Unsere Einnahmen stammen zum überwiegenden Teil aus den Mitgliedsbeiträgen und da unsere Mitgliederzahlen rückläufig sind, haben wir immer weniger Mittel, um unsere Ambitionen in Bezug auf Informatik-Support, Unterstützung des Leistungssports, Nachwuchsbetreuung oder Promotions- und Kommunikationstools umzusetzen. Ich habe keinen Joker im Ärmel, aber wir brauchen Unterstützung, um Sponsoren zu finden. Wir haben 5’600 lizenzierte Mitglieder und wahrscheinlich spielen 8’000 bis 10’000 nicht lizenzierte Sportlerinnen und Sportler in unseren Vereinen. Damit müssten wir doch einen Sponsor interessieren können, oder?

 

Frage: Weitere Prioritäten?

Nicolas Imhof: Ich denke auch an die interne und externe Kommunikation von STT, die vollständig neu überdacht werden muss. Die Kommunikation den Spielern, den Vereinen, den RV, den Medien und der Bevölkerung gegenüber müssen voneinander getrennt werden. Demnach sind grundlegende Überlegungen anzustellen, die alle verfügbaren Mittel wie z. B.
Websites, Newsletter und Medienmitteilungen beinhalten müssen. Vor allem die sozialen Netzwerke sollen berücksichtigt und ausgebaut werden. Dabei müssen wir uns auf die RV, die Vereine und die Spieler stützen, welche als Relaisstationen fungieren könnten. Wenn man fast nirgends über uns spricht, wie sollen wir da hoffen, dass neue Mitglieder auf die Idee kommen, zu uns zu stossen?

 

Frage: Zum Abschluss noch eine Frage: Sind Sie vom Umfang der Aufgabe überrascht?

Nicolas Imhof: Nein, ich war darauf gefasst. Ich stelle lediglich fest, dass ich seit meiner Wahl nur dreimal statt der üblichen zwölf Mal in drei Monaten Tischtennis gespielt habe.
Dies ist zum einen auf den Arbeitsumfang zurückzuführen, aber ebenfalls auf die Tatsache, dass ich neue berufliche Verantwortungen übernommen habe, wie zum Beispiel meine Zugehörigkeit zum Organisationskomitee für die Jugendolympiade 2020 in Lausanne, die sehr zeitaufwändig sein wird. Darüber hinaus präsidiere ich zum letzten Mal das Swiss Table Tennis Open Lausanne bis zu seiner Austragung am 12. bis 14. Februar 2016, zu der wir die drei besten Tischtennisspieler Europas willkommen heissen werden. Das ist alles nicht ganz
einfach, aber es begeistert mich.