Silvio Keller an den Paralympics

Silvio Keller

Silvio Keller träumt von einer Medaille

Am Mittwoch beginnen in Rio die Paralympics. Im Tischtennis tritt eine Schweizer Medaillen-Hoffnung an.

 

Der sechsfache Schweizermeister Silvio Keller will nach dem fünften Platz an den Paralympics in London mit einer Medaille aus Rio heimkehren. Dafür trainiert er hart und überlässt nichts dem Zufall.

 

Text: Annina Häusli / Foto: zvg

 

Auch 2016 schaffte es kein Schweizer Tischtennisspieler an die olympischen Spiele in Rio. Anders sieht es bei den Paralympics aus, die am Mittwoch beginnen. Mit Silvio Keller reist der sechsfache Schweizermeister an die Copacabana. «Ich will meine bestmögliche Leistung zeigen», so Keller. «Wenn dies gelingt, ist es sicher möglich eine Medaille zu gewinnen», zeigt er sich gegenüber Swiss Table Tennis überzeugt. In London musste er sich vor vier Jahren noch mit dem 5. Platz begnügen. Am Donnerstag startet Keller in sein zweites Paralympics-Abenteuer.

 

Eigentlich spielte der gelernte Kaufmann leidenschaftlich gerne Fussball. «Fussball war meine Passion», sagte er gegenüber der Schweizer Paraplegiker Stiftung (SPV).  Doch nach seinem schweren Badeunfall im Jahr 2002 musste er sein Hobby aufgeben.  «Nach der militärischen Musterung sprang ich wie meine Kollegen in den Rhein. Ich muss auf einem Stein aufgeschlagen sein, spürte einen Schmerz und konnte Arme und Beine nicht mehr bewegen. Mein Körper war gelähmt», so Keller über den Moment, der sein Leben veränderte.

 

Weniger Zeit für die Schläge

 

In der Physiotherapie nach dem Unfall entdeckte er sein Talent für Tischtennis: «Vor dem Unfall habe ich nur hobbymässig, und nicht in einem Verein Tischtennis gespielt.» Da er sich aber schon immer gerne wettkampfmässig mit anderen gemessen habe, trat er dem Rollstuhlclub beider Basel bei und kam so bis in die Nationalmannschaft. Seither hat er bereits an fünf Europameisterschaften und drei Weltmeisterschaften teilgenommen. Ein weiteres Karrierehighlight: «Am letzten Turnier habe ich die Weltnummer Eins geschlagen.»

 

Das Spiel im Rollstuhl unterscheidet sich in einigen Punkten vom herkömmlichen Tischtennis: «Beim Spiel im Rollstuhl ist man näher an der Platte, daher hat man auch weniger Zeit für die Schläge», so der 33-jährige Tetraplegiker. Und: «Man versucht nicht nur die technischen, sondern auch die körperliche Schwächen des Gegners auszunutzen.» Dies geschehe vorallem durch Platzierung. Um seine grösste Schwäche, das unfallbedingte Defizit im Kraftbereich, auszugleichen, trainierte der Wallbacher im Vorfeld der Paralympics mit seinen Trainern verstärkt Kraft und Kondition. Mit seinen Stärken, dem Auf- und Rückschlag, will er die Favoriten in Rio ins Schwitzen bringen.

 

Silvio Keller bezeichnet sich als Halbprofi: Neben dem täglichen Tischtennis- und Kraft-Training arbeitet er Teilzeit in der elterlichen Treuhand-Firma. Seit 2014 ist er verheiratet und interessiert sich neben dem Sport auch für Reisen, Computer und Filme.

 

Steckbrief

 

Name: Silvio Keller

Wohnort: Wallbach

Geburtsdatum: 22. April 1983

Beruf: Treuhänder/Tischtennisspieler

Arbeitspensum: 30 Prozent

Verein: Rollstuhlclub beider Basel

Interessen: Familie (verheiratet seit 2014), Tischtennis, Fussball, Sport Allgemein, Reisen, Computer, Film,

Behinderung: Tetraplegie (Unfall 2002)

Erfolge: 6-facher Schweizermeister; 3 WM-Teilnahmen; 5 EM-Teilnahmen; Mehrere Podestplätze an Weltranglistenturnieren.

Stärken: Aufschlag, Rückschlag, Vorhand, Ehrgeiz, Lebensfreude, Offenheit

Schwäche: Defizit im Kraftbereich (behinderungsbedingt)

Trainer: Philipp Zeugin (Nationaltrainer), Melanie Eggel (persönliche Trainerin), Tatana Svobodova (persönliche Trainerin) Dieter Uttinger (Förderer, Trainer RCB)