Erfolgreichste EM seit Jahren

Rachel Moret und Alex Galic nach dem Sieg im Achtelfinale
Freude pur nach der Viertelfinal-Qualifikation

Erfolgreichste EM seit Jahren

Eine Viertelfinalqualifikation von Rachel Moret im Doppel und zwei Spielern in den Top 64: So erfolgreich war die Schweiz an einer EM schon lange nicht mehr.

 

Mit dem Vorstoss in den Viertelfinal von Rachel Moret und ihrer slowenische

Doppel-Partnerin Alex Galic hatte niemand gerechnet. Auch Elia Schmid überraschte mit der Qualifikation für das Haupttableau und konnte gegen den dreifachen Europameister Vladimir Samsonov sogar einen Satz gewinnen.

 

Text: Annina Häusli/sda / Foto: Rémy Gros

 

Schlussendlich waren Kristin Silbereisen und Sabine Winter eine Nummer zu gross für Rachel Moret und Alex Galic. Mit 1:4 (1:11, 9:11, 9:11, 11:9 und 3:11) verloren sie das Viertelfinale. Trotzdem bedeutete der Vorstoss der 26-jährigen Waadtländerin in die Top 8 das seit langem beste Ergebnis für das Schweizer Tischtennis auf internationalem Parkett. Gegen Silbereisen/Winter, deren durchschnittliche Weltranglisten-Klassierung mit 60 um mehr als die Hälfte besser ist als jene von Moret/Galic (134), resultierte nach anfänglich zu grosser Nervosität schliesslich sogar noch ein kleiner Erfolg. Rachel Moret und ihre Standardpartnerin an internationalen Wettkämpfen kamen nämlich in der Schlussphase des dritten Satzes noch einmal auf 9:10 heran und danach mit dem Gewinn des vierten (11:9) sogar noch zu einem auch resultatmässigen Erfolgserlebnis. Als die beiden Deutschen aber danach wieder mit voller Konzentration agierten, war für Moret und Galic im fünften Durchgang aber wieder nichts mehr zu holen. Dass die Leistung der beiden besonders hoch einzustufen ist, zeigt sich auch daran, dass Silbereisen und Winter am Sonntag den Final gegen Shan Xiaona und Petrissa Solja gewonnen haben und den Europameister-Titel holten.

 

Schmid mit Satzgewinn gegen Vladimir Samsonov

 

Im Einzel verlor Rachel Moret nach dem Gewinn ihrer Gruppe das erste Spiel gegen Hana Matelova und schied damit aus. Auch für Elia Schmid war nach einer starken Leistung in der Zwischenrunde gegen die Weltnummer 222, Laurens Tromer, in der ersten Runde des Haupttableaus Endstation. Sein Gegner war allerdings auch der Altmeister Vladimir Samsonov. Nach Schmids Satzgewinn im Auftaktssatz (12:10) konnte sich der Berner Oberländer einen kleinen Freudensprung nicht verkneifen. Auch im restlichen Match hielt Schmid gut mit, letztlich setzte sich der Routinier aber mit 1:4 durch. Mit der Leistung der Schweizer Delegation können die Nationaltrainer Samir Mulabdic und Shen Zhujun zufrieden sein. Auch Rahel Aschwanden und Lionel Weber zeigten gute Leistungen, die leider nicht mit der Hauptrunden-Qualifikation belohnt wurden.

 

So gut wie an dieser EM hat die Schweiz schon lange nicht mehr abgeschnitten. Dass beim Verband niemand mit der Viertelfinalqualifikation im Doppel von Rachel Moret gerechnet hat, zeigt auch die Tatsache, dass die Rückflüge der Schweizer für den Freitag-Abend gebucht worden waren.

 

Ein Franzose gewinnt den Titel

 

Am Sonntag fand die EM in Budapest schliesslich ihr Ende: 40 Jahre nach dem legendären Jacques Sectrétin konnte sich Emmanuel Lebesson als zweiter französischer Tischtennis-Europameister feiern lassen. Er gewann den Final in Budapest mit 4:1 Sätzen gegen seinen Landsmann Simon Gauzy. Der 28-jährige Lebesson aus dem westfranzösischen Niort errang den mit Abstand grössten Erfolg seiner Karriere trotz einer schwierigen Auslosung. So bekam er es in den Viertelfinals mit dem starken Portugiesen Marcos Freitas zu tun und in den Halbfinals mit dem aufstrebenden Polen Jakub Dyjas, der zwei Runden vorher unerwartet den topgesetzten Titelverteidiger Dimitri Ovtcharov aus Deutschland ausgeschaltet hatte.

 

Auch im Final war Lebesson, die Nummer 38 der Weltrangliste, Aussenseiter im Duell mit dem sechs Jahre jüngeren Gauzy, der Weltnummer 19. Wie Dimitri Ovtcharov mussten noch weitere Könner und ehemalige Titelträger im europäischen Tischtennis die Segel streichen. Den Weissrussen Wladimir Samsonow erwischte es in den Achtelfinals, den Deutschen Timo Boll, sechsfacher Europameister, in den Halbfinals gegen Gauzy. Boll gab beim Stand von 1:2 für Gauzy verletzungsbedingt auf. «Leider musste ich mein EM-Halbfinale gegen Simon Gauzy aufgeben, weil es mir wieder in den Nacken gezogen ist. Eine Vorsichtsmaßnahme. Aber mit Bronze bin ich nach der langen Pause sehr zufrieden», teilte der Deutsche nach dem Spiel auf Facebook mit.

 

Im Final der Frauen standen sich zwei naturalisierte Chinesinnen gegenüber. Die für die Türkei spielende Hu Melek siegte mit 4:1 Sätzen gegen Yu Fu aus Portugal. Titelverteidigerin Elizabeta Samara aus Rumänien scheiterte in den Halbfinals an Yu.

 

Die Spiele der Schweizer im Detail

 

Rachel Moret

VS. Chiara Colantoni (WR 337): 4:1 (11:2, 12:10, 7:11, 11:3, 11:5)

VS. Mateja Jeger (WR 228): 4:2 (11:7, 5:11, 6:11, 11:9, 12:10, 11:5)

VS. Gul Pembe Ozkaya: 4:0 (11:5, 11:8, 11:9, 11:9)
VS. Hana Matelova (WR 95): 1:4 (8:11, 6:11, 9:11, 11:7, 2:11)

 

Rahel Aschwanden

VS. Maryam Imanova: 4:1 (11:8, 11:7, 10:12, 19:17, 11:3)

VS. Li Qianbing (WR 109): 0:4 (10:12, 5:11, 8:11, 6:11)

VS. Jennifer Jonsson (WR 319): 4:2 (2:11, 14:16, 11:4, 11:4, 11:8, 11:8)

VS. Leila Oliveira (WR 343) 0:4 (5:11, 4:11, 9:11, 5:11)

 

Elia Schmid

VS. Benjamin Brossier (WR 86): 0:4 (7:11, 9:11, 4:11, 8:11)

VS. Linor Citaku: 4:0 (11:6, 11:4, 11:8, 11:8)

VS. Yevhen Pryshchepa (WR 189): 4:2 (11:7, 7:11, 11:4, 11:7, 5:11, 11:9)

VS. Laurens Tromer (WR 222): 4:3 (8:11, 11:9, 9:11, 11:7, 13:11, 7:11, 11:6)

VS. Vladimir Samsonov (WR 9): 1:4 (12:10, 7:11, 5:11, 5:11, 9:11)

 

Lionel Weber

VS. Cedric Nuytinck (WR 95): 2:4 (9:11, 11:5, 4:11, 11:7, 11:13, 4:11)

VS. Vladislav Ursu (WR 676): 4:0 (11:4, 11:3, 11:8, 11:4)

VS. Adam Szudi (WR 182): 3:4 (5:11, 8:11, 8:11, 15:13, 11:6, 13:11, 9:11)

 

Rachel Moret/Alex Galic

VS. Nathalie Marchetti/Georgia Zavitsanou (WR 344/439): 4:1 (10:12, 11:7, 11:8, 11:9, 11:8)

VS. Katarzyna Grzybowska-Franc/Natalia Partyka (WR 68/83): 4:2 (13:11, 7:11, 13:11, 13:11, 5:11, 11:5)

VS. Kristin Silbereisen/Sabine Winter (WR 56/65) 1:4 (1:11, 9:11, 9:11, 11:9, 3:11).

 

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