Porträt Denis Bernhard

skl bernharddenis170904 66588Einer für Ball und Schläger

Sport-Sek, BMS, Studium an der ZHaW: «Ich war das Leben lang in der Schule», schmunzelt Denis Bernhard. Auch im Tischtennis will der Nationalspieler noch dazulernen. Und steht dafür jeden Tag in der Halle.

 

 

Text: Stefan Kleiser / Fotos: Stefan Kleiser/zvg

 

Denis Bernhard, ein verwegener Raser über Stock und Stein? Das Whatsapp-Profilbild zeigt den 23-Jährigen auf dem Mountainbike bei der Schussfahrt am Berg. Die Aufnahme ist im Sommer auf der Lenzerheide entstanden, wo er mit seinen drei Geschwistern und der Mutter zwei Wochen verbrachte. «Ich habe es das erste Mal probiert», erzählt Bernhard vom Downhill. «Aber es ist nicht mein Ding. Ich bin zu vorsichtig.» Und das nicht nur auf dem Velo.

 

Der Rorbaser ist keiner, der über die Stränge schlägt, keiner, der extravagante Dinge wagt. Er ist kein Risiko-Spieler an der Platte, und er spielt «schon immer», wie er sagt, einen Belag und ein Holz von Joola. Er blieb seinem Stammverein treu, wo er über die Jahre zum Teamcaptain und Finanzchef aufstieg. Das B-Kader-Mitglied ist kein Lautsprecher und kein Schönspieler, sondern ein Arbeiter. «Ich trainiere viel», meint Bernhard. Zwei Stunden pro Tag am Tisch, zwei Mal die Woche im Kraftraum, und dazu kommt noch Einheit Ausdauer.

 

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Immer mit Ball und Schläger

 

Es begann auf dem Pausenplatz in Rorbas. «Wir spielten Rundlauf», erinnert sich Denis Bernhard. Später stand ein eigener Tisch im Garten. Mit einem Kollegen schaute er im Club in Bülach vorbei. Das war vor zwölf Jahren. Auch im Eishockey hatte er sich zuvor versucht und im Unihockey. «Es musste einfach einen Ball und einen Schläger haben.» Am Ende blieb er beim Tischtennis.

 

Nach einer Saison in Bülach ging es zum Vorspielen in den benachbarten NLA-Verein. «Kloten war bekannt für seinen guten Nachwuchs. Es war der beste Verein in der Region. Es war der Club, bei dem man vorbeischauen musste.» Denis Bernhard durfte bleiben. «Ich wurde schnell entdeckt und konnte bald in Zürich am Stützpunkt trainieren. Und dann stand ich immer öfter in der Halle.» Mit 15 debütierte er in der höchsten Spielklasse, drei Jahre später gehörte er fix zum Klotener Nationalliga-A-Team.

 

Dazwischen war Denis Bernhard zu einem der besten Schweizer Junioren geworden und gewann das Top8 der U18-Junioren mit einem Erfolg über den favorisierten Linus Trummler. Doch die kaufmännische Lehre mit Sport kombinieren, zum Beispiel an der United School of Sports, das habe er nicht gewollt, erzählt er. Zu sehr hatten die Reisen nach Zürich während seiner Zeit in der Sport-Sek an seinen Kräften gezehrt. «Am Freitag war ich jeweils total erschöpft.» Also dann, wenn am Tisch die guten Leistungen gefragt waren.

 

Eine Medaille und an die WM

 

Aufwärts ging es dennoch immer. Bis Denis Bernhard letzte Saison A20-klassiert war. «Als ich mit Tischtennis begann, war das einer meiner Träume.» Drei Mal durfte er an der Jugend-EM teilnehmen. Aber noch nie an einer Elite-EM oder an einer WM. Auch nicht in diesem Jahr. An der internen Ausscheidung für die Team-EM, die Nationaltrainer Samir Mulabdic angesetzt hatte, war der Klotener zwar der nominell stärkste Spieler. Aber er scheiterte. «Die beiden Qualifikationsturniere fanden sehr spät statt. Meine Saison war schon abgeschlossen. Ich hatte nicht mehr oft trainiert.»

 

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Auch ein weiteres grosses Ziel, der Gewinn einer Medaille an der Schweizer Einzel-Meisterschaft, ist noch nicht erreicht. Ist das womöglich besser so? «Ich bin motivierter im Training, wenn ich zuvor nicht das Turnier gewonnen habe», verrät Bernhard. Aber nach der letzten SM war das anders. Ambitioniert gestartet, schied Denis Bernhard im März in der zweiten Runde aus. «Ich geriet in Rückstand, und danach stimmte es im Kopf nicht mehr.» Es war die schlimmste Niederlage seiner Karriere, «weil ich in der Vorbereitung alles gemacht hatte, was möglich war». Einen Monat habe er am Ausscheiden gegen Paul-Antoine Collaros zu beissen gehabt.

 

In jeder Saison besser sein

 

Also arbeitet Denis Bernhard weiter an Verbesserungen. Zwar hat er vor einem Jahr an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ein Studium in Wirtschaftsinformatik begonnen. Aber in Winterthur weilt er nur einen Tag und zwei Abende pro Woche. «Es war mir immer wichtig, neben der Ausbildung noch Tischtennis spielen zu können. Ich will in der Nationalliga A spielen und dort nicht nur mein Niveau halten, sondern jede Saison eine bessere Bilanz erzielen. Dafür musst du aber jeden Tag in der Halle sein. Mit einem Vollzeitstudium wäre das nicht möglich gewesen», erklärt er.

 

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Und es ist auch noch Zeit für anderes. Seit Februar arbeitet der Nationalspieler in einem 25%-Pensum auf der Stadtverwaltung Kloten. Die Freizeit verbringt er mit Freundin Tamina Grädel oder ist mit Kollegen unterwegs. Und an dem einem oder anderen Racketlon-Turnier hat er auch schon teilgenommen. Hauptsportart bleibe aber Tischtennis, versichert Denis Bernhard. In der vergangenen Nationalliga-A-Saison gewann er 11 seiner 30 Einzel. Diesen Winter sollen es zwischen 40 und 50 Prozent sein.

 

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