Coaching im Tischtennis-Wettkampf

Dirk Lion coachingCoaching im Tischtennis-Wettkampf

Gerade an Turnieren sind sie überall anzutreffen: Coaches, die ihre Spieler zwischen den Sätzen Tipps geben, wie sie den Gegner besiegen können. Dabei gibt es Do’s und Dont’s, auf welche Dirk Lion im folgenden Artikel eingeht.

 Text/Bilder: Dirk Lion

 

Sie stehen nicht so im Fokus wie ihre Schützlinge am Tisch und doch sind sie ein unverzichtbarer Bestandteil des Spiels. Sie analysieren, geben Anweisungen, ermutigen oder beruhigen: Coaches. Zugleich sieht der geneigte Beobachter, der sich Woche für Woche durch die Tischtennishallen landauf, landab bewegt, unzählige eher unglückliche Coachingversuche: Mehrere Personen, die auf den Spieler oder die Spielerin einreden; die sagen, was er oder sie im nächsten Satz nicht mehr machen soll. Der folgende Text wird einige Grundlagen des Coachings vorstellen, um die Kompetenz an der Bande zu reflektieren und zu erhöhen.

 

Es existiert bis heute keine allgemein akzeptierte Definition von Coaching. Grundsätzlich kann Coaching unterschieden werden in die Vorbereitung im Training, die Vorbereitung beim Wettkampf, die Betreuung des Spiels selbst sowie die Nachbereitung des Wettkampfs. Der Fokus des folgenden Textes liegt auf der Betreuung des Spiels, dem Coaching im engeren Sinne.

 

Was unterscheidet einen guten Coach von einem schlechten?

 

Ein guter Coach zeichnet sich durch unterschiedliche Kompetenzen aus: Dazu zählt natürlich die Fachkompetenz, ein Spiel hinsichtlich verschiedener Faktoren analysieren zu können: Was sind die Stärken meines Spielers oder meiner Spielerin, wo liegen die Schwächen? Wie können diese vermieden werden und wo sind die Schwächen des Gegenübers, die es anzuspielen gilt? Wie können diese ausgenutzt und die Stärken bestmöglich eingedämmt werden? Für diese und weitere Fragen trägt mit Sicherheit der Erwerb von Trainerlizenzen bei, die nötige Fachkompetenz zu entwickeln.

 

Doch das beste Fachwissen nützt nichts, wenn man es nicht methodisch geeignet vermitteln kann. Ein Kind ist anders anzusprechen als ein Erwachsener. Gerade bei Kindern und Jugendlichen gilt es, die für sie geeigneten Begriffe zu wählen. Begriffe, die sie einordnen und verstehen können. Prinzipiell gilt:

  • Eine bis maximal drei Anweisungen
  • Keine Technikkorrekturen
  • Keine Nicht-Anweisungen
  • Ein Coach pro SpielerIn

Die Aufnahmefähigkeit während eines Wettkampfs ist zeitlich nicht nur durch die 60 Sekunden Pause begrenzt. Daher ist es sinnvoll, sich genau zurechtzulegen, was die Hauptpunkte sind, an denen der Spieler oder die Spielerin im folgenden Satz anschließen soll. Kurze, prägnante Sätze sind besser als lange Ausschweifungen. Auch die Perspektive des Spielers selbst mit einzubeziehen ist sinnvoll – gerade bei Kindern und Jugendlichen, wo es um die langfristige Entwicklung einer eigenen Spielanalyse-Kompetenz gehen muss.

 

Keine Technikkorrekturen in der Satzpause

 

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Technikkorrekturen gehören in das Training. Dennoch ist es leider häufig zu beobachten, dass übereifrige Coaches bei Kinder und Jugendlichen in der Satzpause eine Technikdemonstration vornehmen. Diese Bewegungsausführungen müssen Kinder und Jugendliche allerdings im Training üben und erlernen, dies hat in einer Coaching-Situation im Wettkampf nichts zu suchen.

 

„Denken Sie jetzt nicht an einen rosa Elefanten!“ – na, haben Sie gerade auch an einen rosa Elefanten gedacht? Dann haben Sie eine wichtige Eigenschaft des Coachings gelernt: Benutzen Sie keine Nicht-Anweisungen! Positive Satzformulierungen (Spiel deiner Gegnerin mehr über die weite Vorhand!) sind Nicht-Anweisungen (Spiel ihr nicht mehr so viel in die Rückhand!) vorzuziehen, da diese für das Gehirn besser zu verarbeiten sind.

 

Daneben benötigen Coaches Sozialkompetenz. So wie jeder Mensch anders ist, so benötigt selbstredend auch jede SpielerIn unterschiedliche Formen der Betreuung. Manche wollen mehr konkrete Handlungsanweisungen, die sie umsetzen sollen, andere wollen eher psychologisch in der Satzpause wieder ein wenig heruntergebracht oder gepusht werden, während sie das Spiel selbst sehr gut einordnen können. Andere wiederum brauchen vielleicht zur richtigen Zeit einen „Einlauf“, um wieder auf Touren zu kommen. Hierzu ist im Vorfeld eine enge Abstimmung mit dem Spieler oder der Spielerin notwendig. Um dies zu lesen ist es hilfreich, wenn der Coach gleichzeitig auch der Trainer ist, der seinen Schützling unter der Woche trainiert. Gleichzeitig hilft es natürlich, über Jahre zusammenzuarbeiten.

 

Auch Coaches müssen üben

 

Im Wettkampf selbst ist es wichtig, als Coach präsent zu sein. Wenn der Spieler oder die Spielerin Augenkontakt sucht, darf der Coach nicht in der Gegend herumschauen. Fokus auf das Spiel, ermunterndes Kopfnicken und Augenkontakt sowie klatschen bei Punkten sind Eigenschaften professionellen Coachings. Auch das Können, seine eigenen Emotionen zurückzuhalten ist eine wichtige Kompetenz. Gerade Kindern und Jugendlichen ist im Wettkampf nicht geholfen, wenn sie viele leichte, vermeidbare Fehler machen und sie von außen Kopfschütteln, wütende Blicke und Unverständnis zurückbekommen.

 

Abschließend gilt aber auch: Coach wird man vor allem durch coachen. Die genannten Aspekte sind wichtig und sie sollten „in Fleisch und Blut übergehen“, aber das notwendige Gespür und die Erfahrung, die erhält man am Ende nur durch das Coaching an der Bande.

 

Artikel in dieser Ausgabe:

Der 28. Oktober 2017 – ein historisches Datum für das Schweizer Tischtennis

Markus Gabriel – Frischer Wind im TTVZ

CTT Vernier: Beispielhaftes Leitmotiv schürt und stützt Erfolg