Bericht: Jeux de la francophonie 2017

podestSalomé Simonet und Gaël Vendé bringen 3 Medaillen aus Abidjan nach Hause

Vom 19. Juli bis am 1. August 2017 durften Salomé und Gaël an den Jeux de la Francophonie teilnehmen, vermutlich eine der aussergewöhnlichsten Veranstaltungen überhaupt und dies in mehreren Bereichen.

 

Text und Fotos : Christian Mignot

 

Wie die Olympischen Spiele finden auch die Jeux de la Francophonie alle 4 Jahre statt. Die Organisation der Veranstaltung wird dabei abwechselnd einem Land im Norden und einem Land im Süden anvertraut. So fand das Event 2013 im französischen Nizza statt. 2017 ging’s nach Abidjan an die Elfenbeinküste. Kanada wird sich um die nächste Austragung 2021 kümmern. Abgesehen von ein paar wenigen speziellen Ausnahmen wie Katar müssen die zur Teilnahme zugelassenen Länder zur Francophonie gehören (Französisch muss dabei die gesprochene Sprache oder historisch verankert sein oder in den Vordergrund gerückt werden). So trafen sich dieses Jahr knapp über 50 Nationen rund um diesen gemeinsamen Punkt, die französische Sprache. Doch die bemerkenswerteste Besonderheit, die man zumindest in diesem grossen Umfang bei den Jeux de la Francophonie antrifft, ist die Verschmelzung von Sport und Kultur. Neben unter anderem Judo, Leichtathletik, Fussball, Tischtennis oder dem exotischen afrikanischen Ringen traf man so im kulturellen Bereich unter vielen anderen Beiträgen die Fotografie, den Tanz, die Liedermacherei oder die (uns Europäern) unbekannten Darbietungen mit riesigen Marionetten. Mit SportlerInnen und KünstlerInnen aus allen fünf Kontinenten, die äusserst verschiedene, gar (wenigstens für uns) unbekannte Disziplinen vertreten, sind die Jeux de la Francophonie wirklich eine kunterbunte Veranstaltung, an welcher der Austausch eine grosse Rolle spielt.

 

Mehr als nur Sport

 

Auch die Schweizer Delegation verstoss nicht gegen die Regel der Vielfältigkeit: während fast zwei Wochen teilten Salomé und Gaël den Alltag nämlich mit Judokas, Leichtathleten, Radfahrern, Musikern, Tänzern, einer Fotografin, einem Schriftsteller und unerwarteten  «Scrabblern» (denen ein Dreifacherfolg gelang!!). Es war eine seltene Gelegenheit, Künstlern oder Sportlern von sehr verschiedenen Sportarten bei den Vorbereitungen eines Wettkampfs zuzusehen und sie dann beim Wettkampf zu beobachten. Unsere beiden Tischtennisspieler durften ausserdem mehrere aussergewöhnliche Erfahrungen machen, wie die Eröffnungsfeier, den Besuch von Grand-Bassam (Unesco-Welterbe), einen kleinen Ausflug an die Küste des Atlantiks, den (vorgezogenen) Abend des 1. Augustes  in der Schweizerischen Botschaft von Abidjan, die einmalige Stimmung unter den laut jubelnden Zuschauern, die jedes Spiel oder jedes Event als Fest erlebten, und das Treffen mit mehreren anderen SportlerInnen und KünstlerInnen aus allen Ländern aber auch mit ehrenamtlich tätigen IvorerInnen, deren Freundlichkeit und Lächeln vermutlich eine der schönsten Erinnerungen sind.

 

Doch an erster Stelle waren Salomé und Gaël natürlich in Abidjan, um am Tischtenniswettkampf teilzunehmen. Dieser Wettkampf ist für SpielerInnen zwischen 18 und 21 Jahren bestimmt und vereinte dieses Jahr knapp 30 Nationen. Gespielt wurde an sechs Tagen, wobei an den drei ersten Tagen das Mixed Doppel und die Teamwettkämpfe stattfanden. An den drei letzten Tagen wurden die Damen- und Herren-Einzel ausgetragen. Trotz einiger kleiner Anfangsprobleme, aufgrund deren die Tischtennisspieler am ersten Tag nicht trainieren konnten, begannen die Spiele am dritten Tag der Jeux plangemäss. Am wichtigsten war vermutlich, dass die Klimaanlage funktionierte, denn an der Elfenbeinküste herrscht ein sehr heisses und vor allem sehr feuchtes Klima.

 

Mit einem Sieg gestartet

 

Unsere jungen Tischtennisspieler mussten die erste Runde nicht bestreiten und griffen am ersten Wettkampftag gegen Mittag im Mixed Doppel ab den Achtelfinals gegen Kamerun ins Geschehen ein. Nach einem etwas angespannten Spielbeginn – es war schliesslich das erste Spiel und die Anfeuerungsrufe der Zuschauer waren gerade gegen ein afrikanisches Team besonders lautstark – fingen sich Salomé und Gaël auf und setzten sich recht souverän mit 3-0 durch. Am Nachmittag standen die Teamwettkämpfe (Damen-Einzel / Herren-Einzel / Mixed Doppel falls 1-1) auf dem Programm. Nach zwei klaren 2-0-Siegen gegen Mali und Togo belegte die Schweiz den ersten Rang ihrer Gruppe.

 

Der zweite Tag begann mit den Viertelfinals, bei denen die Schweiz auf das kanadische Team stiess. Zuerst spielte Salomé gegen Fei. Die junge Freiburgerin konnte ihre Angst, gegen eine Abwehrspielerin anzutreten, überwinden. Sie zeigte ein starkes Spiel und setzte sich schliesslich souverän mit 3-0 durch. Danach trat Gaël gegen Medjugorac an, der im Weltranking vor ihm liegt. Nach 4 knappen Sätzen musste die Entscheidung mit einem logischen fünften Satz ausgespielt werden. Nach einem tollen Start schaffte sich der Spieler vom ZZ Lancy rasch einen Vorteil und ging im letzten Satz 10-6 in Führung. Der kanadische Spieler war dann plötzlich vom Druck befreit und erspielte sich 4 schöne Punkte. Das Ende des Matchs verlief dann angespannt und Medjugorac setzte sich schliesslich 15-13 durch, obwohl der Neuenburger beim Stand von 12-11 noch einen Matchball hatte. Nach diesem etwas unverhofften Ausgleich waren die Kanadier auf Erfolgskurs und erwischten im entscheidenden Mixed einen viel besseren Start. Die Schweizer Spieler vermochten sich jedoch aufzufangen. Nach abgewehrtem Satzball im ersten Satz gewannen sie schliesslich mit 3-0 und sicherten sich somit die erste Medaille.

 

Nach dem Sieg gegen Kanada am Vormittag konzentrierten sich Salomé und Gaël am Nachmittag auf das Mixed Doppel, das an diesem zweiten Tag zu Ende ging. Das Treffen gegen Kongo im Viertelfinal nahm leider eine traurige Wende. Nachdem sich die Schweiz den ersten Satz geholt hatte, verletzte sich der kongolesische Spieler beim ersten Punkt des 2. Satzes, als er sich auf  eine Abtrennung abstützte. Trotz medizinischer Auszeit wurde das Spiel nicht mehr aufgenommen und unsere Tischtennisspieler qualifizierten sich somit bei etwas konfuser Stimmung für das Halbfinale. Im Halbfinale wartete mit Rumänien und dem wunderlichen Manole und der Abwehrspielerin Zaharia ein wesentlich stärkerer Gegner auf die Schweiz. Nach drei einseitigen Sätzen, in denen jede Paarung abwechselnd die Oberhand behielt, führte Rumänien 2-1. Den jungen Schweizern gelang dann mit 5 Satzbällen fast der Ausgleich. Doch schliesslich mussten sie sich mit 15-17 geschlagen geben. Schade, denn die abschliessende Konstellation des 5. Satzes wäre vorteilhaft gewesen. Dennoch verdienten die Rumänen durchaus den Sieg und setzten sich schliesslich etwas überraschend im Finale auch gegen Frankreich durch.

 

Frankreich zu stark

 

Der dritte Tag war den letzten Mannschaftsspielen gewidmet. Im Halbfinal traf die Schweiz auf Frankreich, das mit Guisnel und Seyfried antrat, die sich an Jugend-Europameisterschaften bereits zahlreiche Medaillen holten. Das Match war leider kurz, da die Franzosen vom Anfang bis zum Schluss dominierten. Um diese Niederlage etwas zu relativieren, muss jedoch gesagt werden, dass sich Frankreich später im Finalspiel gegen Rumänien durchsetzte und während des ganzen Mannschaftswettkampfs bloss einen einzigen Satz verlor. Dann wurden im Mixed und im Mannschaftswettkampf die Medaillen übergeben. Salomé und Gaël holten sich zweimal Bronze.

 

 

medaillen

 

Nach drei vollgepackten Tagen fanden dann am vierten Tag gleich die Gruppenspiele im Einzel statt. Salomé, die in der Weltrangliste nicht aufgeführt ist, traf leider auf Guisnel in ihrer Gruppe. Obwohl der erste Satz sehr einseitig zu Gunsten der Französin verlief, gab die Freiburgerin nicht einfach auf und verlor die beiden folgenden Sätze viel knapper. Im zweiten Satz führte Salomé sogar 9-8  (verlor dann aber 9-11). Ausserdem war das Glück mehrmals auf der Seite der französischen Gegnerin. Dennoch war deren Sieg nur logisch. Salomé schloss diese Jeux jedoch trotzdem noch mit einem guten Ergebnis ab, als sie eine Spielerin von den Seychellen schlug. Leider war dieser Sieg zwecklos, da sich nur die Erstplatzierte qualifizieren konnte. Und diesen Platz belegte Guisnel, die danach auch das Turnier gewann. Wäre Salomé in der Weltrangliste aufgeführt, hätte sie eine günstigere Auslosung bekommen, das ist wirklich schade.

 

Was die Zusammensetzung seiner Gruppe anbelangt, erging es Gaël besser als seiner Partnerin. Dank seines Rankings konnte er so den grössten Favoriten aus dem Weg gehen. Nach einem ersten echten Match gegen einen Kameruner, den er 3-0 schlug, trat der Spieler aus Le Landeron gegen den Kongolesen Kassa an. Dabei ging es um den ersten Gruppenplatz. Das Spiel war sehr knapp und schliesslich vermochte sich der Spieler von Lancy 3-1 durchzusetzen, 15-13 im vierten Satz, nachdem er mehrere Bälle zum 2-2-Ausgleich abgewehrt und so einen gefährlichen fünften Satz vermieden hatte. So war er für das Viertelfinale qualifiziert, wo er am nächsten Tag auf Gukhool aus Mauritius traf. Dieses Treffen verlief gut bis zum Stand von 1-0 8-3, als ein Ereignis während des Matchs diese Dynamik zerstörte. Der Spieler aus Mauritius schlug nämlich seinen Ellenbogen an und nahm eine medizinische Auszeit. Nach dieser Pause verlor Gaël etwas den Faden, während sein Gegner nun ins Spiel fand. Der Verlust des dritten Satzes nach einem Matchball beim Spielstand 10-9 verstärkte diese Tendenz noch und Gukhool schaffte relativ problemlos den Ausgleich zum 2-2. Der Beginn des fünften Satzes verlief noch zu Gunsten des Spielers aus Mauritius, der 3-0 in Führung ging. Gaël konnte sich dann doch noch wieder mobilisieren und setzte sich schliesslich 11-4 durch. Mit diesem Sieg konnte er im Halbfinal gegen Seyfried antreten. Das Spiel gegen den Franzosen ähnelte ein wenig dem Treffen zwischen Salomé und Guisnel. Ein rasch verlorener erster Satz, dann zwei knappere Sätze mit einer guten Gegenwehr, wobei etwas Bedauern bei einem Satz angebracht war. Im dritten Satz führte der Neuenburger nämlich 9-7. Dann «versemmelte» er einen recht einfachen Ball, mit dem er 10-7 hätte in Führung gehen können. Schliesslich gewann Seyfried logischerweise 3-0 und holte sich später auch den Turniersieg. Doch für den Spieler aus Le Landeron bedeutete es eine dritte Bronzemedaille.

 

Viele Erfahrungen gesammelt

 

Mit drei Bronzemedaillen belegte die Schweiz an den Jeux de la Francophonie den dritten Rang im Tischtennis hinter Frankreich und Rumänien, die sich alle Gold- und Silbermedaillen holten. Unsere Spieler konnten eine positive Bilanz von ihrem Wettkampf ziehen. Obwohl bei den Auslosungen manchmal die Glücksfee mitspielte und das Niveau der Gegner vermutlich allgemein gesehen mittelmässig war, konnten Salomé und Gaël von diesen Elementen profitieren und gewannen alle ihre Spiele gegen Gegner, die mehr oder weniger das gleiche Spielniveau aufweisen. So verdienten sie diese Medaillen durchaus. Gleichzeitig konnten sie auch feststellen, dass sie mit einer rigorosen Technik und Taktik ein oder zwei Sätze gegen Spieler des Niveaus der Franzosen mithalten können. Der Unterschied erklärt sich lediglich mit der Fähigkeit, dieses Niveau während eines ganzen Satzes und eines ganzen Matchs aufrechtzuerhalten.

 

Es war menschlich und sportlich eine tolle Erfahrung mit vielen schönen Erinnerungen. Vermutlich wird dieser Wettkampf auch den künftigen Spielern der kommenden Austragungen gefallen. Nochmals herzlichen Dank an das Unternehmen Playmaker, das sich für uns um den Transport und die Anmeldungen kümmerte.

 

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