CTT Vernier: Beispielhaftes Leitmotiv schürt und stützt Erfolg

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Beim CTT Vernier ist «Friede, Freude, Eierkuchen» spruchreif geworden. Warum? Ganz einfach: Beim internen Training ist Rivalität ein Tabu und Punktgewinne werden beidseitig applaudiert. Dazu setzt man beim Genfer Klub auf gemütlich freundschaftliches Beisammensein.

 Text: Röbi Szendröi / Fotos: René Zwald/STT Archiv

 

In der Tat haben der vielbeschäftigte Klubpräsident Nicolas Champod (27) und sein ebenso aktiver Vorgänger Frank Squillaci (37) den Klub auf eine aussergewöhnliche Erfolgswelle geführt. Klar, dass Sidespin bei dieser Wonnegesellschaft auf Recherche ging… 

 

Wenn man Klubchef Nicolas Champod zuhört, bemerkt man umgehend die Begeisterung, mit welcher er seinen Verein führt. Dabei setzt er auf zwei Schlagwörter, Kameradschaft und Freude: «Bei uns basieren die Trainingseinheiten und Wettkämpfe auf Kameradschaft und Freude! Aus dieser Philosophie heraus sind wir alle Freunde geworden.» Er fügt an: «Dazu funktioniert bei uns die Mund-zu-Mund-Werbung hervorragend.» Das unterstreicht die Realität, da man in Vernier seit 2011 gut 300% mehr lizenzierte Spieler und Spielerinnen hat. Das bedeutet wahrscheinlich landesweiten Rekord. Für diesen eklatanten Aufschwung weist Champod auf ein wichtiges weiteres Detail hin: «Mit meinem Vorreiter Frank (Anm. d. Red. Frank Squillaci) verstand ich mich sofort. Die Chemie stimmte auf Anhieb. Auch heute wirkt er in unserem Trainingsbetrieb noch einmal wöchentlich mit. Daneben amtet er im Klubvorstand als Kassier.»

 

Nicolas Champod: Rücktritt aus Schweizer Nationalmannschaft – nun noch mehr Zeitvolumen für seinen Herzensklub

 

Champod führt nicht nur seinen Klub sorgfältig, sondern spielt auch wacker in der ersten Mannschaft des CTT Vernier mit. Der ehemalige Schweizer Internationale bringt neben seiner Klasse auch viel Routine mit ins ambitionierte Fanionteam mit. Dazu ergänzt er: «Nach meiner Teilnahme mit dem Nationalkader an den Europa-Meisterschaften 2017 in Luxemburg und gegen Ende Oktober habe ich meinen Rücktritt aus der helvetischen Nationalmannschaft erklärt. Insgesamt habe ich auf internationalem Niveau drei Welt- und vier Europa-Meisterschaften bestritten. Sei es nun als Präsident, Trainer oder Spieler, bin ich selbstkritisch, denn ich stelle mich immer wieder selbst in Frage.» Vernier besitzt positiven Ehrgeiz. Diese Eigenschaft soll zu weiteren allgemeinen Fortschritten führen, denn Stillstand passt nicht in den Wortschatz des umtriebigen Nicolas.

 

Erfolgswelle breitet sich von der 1.- bis in die 4. Liga aus

 

In der Tat dürfen sich die aktuellen Erfolge des TTC Vernier sehen lassen. Champod kennt die Einzelheiten: «In der abgelaufenen Saison sicherten wir uns jeweils die Titel in der 2.-, 3.- sowie 4.-Regionalliga. Auch an den Genfer C- und E-Meisterschaften 2017 siegten wir. Diese Errungenschaften haben uns viel Selbstvertrauen eingeflösst und konnten uns folglich weiter verbessern.»

 

Besondere Ambitionen bei Aktiven, Nachwuchs sowie jungen Schiedsrichterin

 

Für Furore hat Verniers 1. Mannschaft in der letzten und laufenden Saison gesorgt, indem sie sage und schreibe 21 Mal hintereinander als Sieger vom Tisch ging. Zurzeit liegen sie an der Tabellenspitze vor ZZ-Lancy IV. Das schürt natürlich im laufenden Championat 2017/2018 besondere Ambitionen, wie Nicolas Champod bestätigt: «Wir wollen am Ende dieser Spielzeit in die Nationalliga C aufsteigen. Das ist realistisch, denn das Niveau in der Region Genf gehört – landesweit verglichen – zum stärksten Tischtennis. Selbst spiele ich in dieser Mannschaft mit. Daneben stehen mit Salim Karam, Wassili Ponomarenko, Beñat Morgan und Adrien Darbellay, alles U18-Spieler im Fanionteam. Daneben stehe ich auch in der französischen Mannschaft mit Nîmes, in der 4. Division, am Tisch. So kann ich mein gutes Niveau besser halten. Diesen Klub kenne ich bestens. Dort wird sehr professionell gearbeitet. Es ist ganz anders als in Genf.»

 

Auch im Nachwuchsbereich schaut Champod der Zukunft optimistisch entgegen. Zum Thema erwähnt er zwei Persönlichkeiten: «Mit Salim Karam, notabene 2001 geboren, können wir auf ein sehr junges Talent hoffen. Er spielt erst seit vier Jahren Tischtennis und hat sich in dieser Zeitspanne prächtig entwickelt. Deswegen sollte er im Ranking, ab 1. Januar 2018, eine A16- oder A17-Position einnehmen. Weiter ist es toll, dass unser Klub aus 20% Damen und Mädchen besteht. Auch das ist in der Schweiz rekordverdächtig. Zu diesen Frauen gehört etwa Patricia Maizcalle (20-jährig), die beim ‚Youth Umpire Programme‘ eingeschrieben ist und im nächsten Jahr an den Jugend Olympischen Spielen 2018 in Buenos Aires, Argentinien, als Schiedsrichterin eingesetzt wird.»

 

Apropos Schiedsrichter: Ex-Präsident und Kassier Squillaci berichtet über  eine weitere Besonderheit des CTT Verniers: «Im Schiedsrichterwesen können wir auf einen internationalen U40-Ober- und Schiedsrichter zählen. Zudem haben wir drei 20-jährige oder noch jüngere Refs und drei Kandidaten, welche zwischen 18 und 20 Jahre alt sind. Und in Sachen interner Trainergilde beträgt das Durchschnittsalter 25 Jahre, um unsere Klubmitglieder weiter anzuspornen.» Erwähnenswert, dass mit Ehrenmitglied Jean-Pierre Florent ein über 70-jähriger noch ein bis zweimal pro Woche am Trainingsbetrieb teilnimmt. Mittlerweile gehört er 45 Jahre lang dem Klub an.

 

Schlusswort mit Ratschlag

 

Die Entwicklung des CTT Vernier ist zweifelsfrei beispielhaft. Und so lässt sich Verniers Präsident zu einem kurzen und prägnanten Plädoyer an die Tischtennis-Schweiz verleiten: «Wir haben den Grundstein mit gepflegter Kameradschaft und Spielfreude gelegt. Dabei vermeiden wir den negativen Konkurrenzkampf bei uns! Wir sind überzeugt, dass das in Vernier eingeschlagene Leitmotiv vielerorts mittel- und langfristig zu einem neuen Tischtennisboom beitragen könnte.»

«Schau‘n mer mal…», würde der weltbekannte deutsche Ex-Fussballer und -Trainer Franz Beckenbauer dazu zum Abschluss sagen.

 

Artikel in dieser Ausgabe:

Der 28. Oktober 2017 – ein historisches Datum für das Schweizer Tischtennis

Markus Gabriel – Frischer Wind im TTVZ

Coaching im Tischtenniswettkampf