Finnen sind die Youtube-Stars des Tischtennis
Fast 80‘000 Abonnenten auf Youtube, bis zu zwei Millionen Klicks pro Video – Die Rede ist nicht von einem Musikstar, sondern von drei Finnen, die sich auf dem Videoportal mit Tischtennisvideos einen Namen machen. Der Sidespin hat sich mit den Jungs von Pongfinity unterhalten.
Text: Annina Häusli / Foto: zvg
Kann man mit einem Tischtennisball eine Kerze ausblasen? Oder ein Kissen als Schlägerersatz benutzen? Diesen Fragen geht der Youtube-Kanal Pongfinity nach. Das erste Video wurde 2012 hochgeladen, seitdem ist der Kanal stetig gewachsen. Hinter den Videos stehen drei Finnen aus Helsinki.
«Als wir damit begannen, haben wir nicht daran gedacht, dass wir fünf Jahre später immer noch dabei sind», erinnert sich Emil Rantatulkkila (24). 2012 beschlossen er und seine zwei Freunde, Miikka O’Connor (22) und Otto Tennilä (25) (welcher im März in Genf mit der finnischen Nationalmannschaft gegen die Schweiz spielte), sich bei einer Trainingssession zu filmen. «Dabei probierten wir verschiedene Trickshots aus und machten daraus ein Best-Of.» Das Video sei zuerst nur für Freunde gedacht gewesen, doch deren Feedback veranlasste die drei, es auf Youtube hochzuladen. «Dann wurden auch die finnischen Medien auf das Video aufmerksam, und wir merkten, dass wir mit den Videos dazu beitragen können, den Tischtennissport bekannter zu machen.»
Nicht so einfach wie es aussieht
Deshalb und durch die vielen positiven Rückmeldungen auf ihre Videos blieben sie bis heute dabei und laden regelmässig neuen Content auf Youtube hoch. Dabei sind sie auch auf die Hilfe der Zuschauer angewiesen – in den Kommentaren können diese Vorschläge für neue Videos machen.
Mit dem Erfolg habe auch der Aufwand für die Videos immer mehr zugenommen. Für ein Video brauchen sie mittlerweile bis zu 30 Stunden. Miteingerechnet sind hier die Vorbereitung, filmen, schneiden und editieren, wobei die Nachbearbeitung klar den grössten Teil der Arbeit einnimmt. «Für die Tricks benötigen wir je nachdem zwischen ein paar Minuten bis zu einer halben Stunde», so Emil. Trotzdem gelingt natürlich nicht alles auf Anhieb, wie dieses Outtakes-Video beweist:
Kennengelernt haben sich die drei Jungs übrigens durch ihre Zeit im finnischen Nationalkader. Während Otto und Miikka noch immer für die Elite an Turnieren teilnehmen – Otto stand unter anderem auch an der Team-WM im Einsatz – musste Emil seine Profi-Karriere wegen Verletzungen, die ihn zurückwarfen, an den Nagel hängen.
Auf Tuchfühlung mit der Weltspitze
Ein ganz besonderes Erlebnis für Emil war dann die letzte Elite-WM in Düsseldorf, an der er live vor Ort sein konnte. «Durch mein Austauschsemester in Singapur, wo die ITTF ihr Hauptquartier hat, kam der Kontakt zur Marketingabteilung zustande», erinnert sich Emil. Dann habe eins zum anderen geführt, und er durfte die weltbesten Spieler bei ihren Trickshot-Versuchen filmen.
Wenn Emil, Miikka und Otto nicht für Pongfinity in der Tischtennishalle stehen, dann gehen sie einer regelmässigen Arbeit nach und studieren an der Universität. Doch auch mit ihren Videos können die Finnen mittlerweile etwas Geld verdienen. Sogar einen eigenen, kleinen Fanshop konnten sie auf die Beine stellen. Und auch für die Zukunft sind die Jungs topmotiviert, immer neue Videos zu produzieren. «Wer weiss, vielleicht können wir eines Tages sogar ganz davon leben», so Emil.
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