Porträt Pedro Pelz

pedro pelz

Der Linkshänder aus Not

Der gebürtige Deutsche Pedro Pelz ist seit mehr als zehn Jahren U18-Nationaltrainer. Dem Sidespin hat er erzählt, wieso er mit Tischtennis angefangen hat und weshalb er lieber Jungs trainiert.

 

Text: Annina Häusli / Foto: René Zwald

 

Pedro Pelz kann auf eine lange Tischtennis- und Trainerkarriere zurückblicken. Im Alter von 16 Jahren debütierte er in der 2. Bundesliga für seinen Stammverein TSV Teusser Heilbronn-Sontheim, wo er nur neun Jahre zuvor seine ersten Bälle übers Netz schlug. Mit 19 schaffte er gar den Sprung in die 1. Bundesliga, wo er im hinteren Paarkreuz eingesetzt wurde. Nach einem Wechsel zurück in die 2. Bundesliga für den TTC Metabo Frickenhausen begann er gleichzeitig mit seiner Trainerausbildung.

 

Pelz ist durch seine ältere Schwester zum Tischtennis gekommen. Es sei eigentlich noch eine lustige Geschichte, meint der Rechtshänder dazu. „Als mich meine Schwester zum ersten Mal mitnahm in ein Training, hatte ich meinen rechten Arm gebrochen. Deshalb begann ich mit links zu spielen.“ Dabei ist es bis heute geblieben. Ob er es trotz oder gerade wegen diesem „Handicap“ in die erste Bundesliga geschafft hat, kann Pelz nicht sagen.

 

Fokus auf junge Spieler

 

Im Moment hat er drei Spieler unter seine Fittiche genommen – Elias Hardmeier, Mauro Schärrer und Céline Reust. Dass mit Céline eine junge Frau dabei ist, ist jedoch die Ausnahme. „Frauen-Tischtennis ist beinahe eine komplett andere Sportart“, sagt Pelz. Um Mädchen zu trainieren brauche es auch andere Kompetenzen, die andere Trainer besser erfüllen würden. Deshalb konzentriert er sich besonders auf die Förderung und Ausbildung von U18-Spielern. „Ich sehe mich als Ausbildner, deshalb bin ich vor allem im Nachwuchsbereich tätig“, erklärt er.

 

Neben der persönlichen Betreuung ist er auch beim TTC Neuhausen und für den Ostschweizer Regionalverband tätig. Der TTC Neuhausen war der Verein, der ihn 2006 in die Schweiz geholt hat. „Ich hatte damals mehrere Möglichkeiten und Angebote“, erinnert sich Pelz zurück. 2005 habe er mit seiner Frau und den drei Kindern – Pekka, Matti und Lotta spielen allesamt auch Tischtennis – eine Auszeit genommen und sei ein Jahr nach Australien gegangen. Dort hätte er auch bleiben können und als Trainer arbeiten. Auch aus Deutschland lagen Angebote vor. „Am Ende haben wir uns aber für die Schweiz entschieden, weil es meiner Frau und auch mir hier so gut gefällt“, erklärt er die Entscheidung. Ein Jahr später, 2007, wurde er dann von STT angestellt als U18-Nationaltrainer.

 

1:1-Bilanz gegen Timo Boll

 

Als Ziele für die Zukunft nennt er den Aufstieg und anschliessenden Klassenerhalt in die NLA der Herren. Die Aufstiegsspiele gegen Bulle fanden im April statt, der Aufstieg ist geglückt. Den Klassenerhalt, wenn sie es schaffen, will Pelz dann mit eigenen Spielern erreichen. „In unserer letzten NLA-Mannschaft war kein einziger „eigener“ Spieler dabei“, erinnert er sich. Als Kadertrainer hofft er natürlich darauf, dass er einen Spieler weit nach vorne bringen kann. „Wir sind nicht im Fussball, wo es elf motivierte und talentierte Spieler braucht, wir brauchen nur einen Spieler, einen Federer“, macht er den Vergleich.

 

Seine Spielerkarriere hat Pelz mittlerweile so gut wie an den Nagel gehängt. Er ist sich auch am Überlegen, ob er nächste Saison überhaupt noch eine Lizenz lösen wolle. „Früher faszinierte mich der Zweikampfcharakter, dass man immer wieder seine Taktik umstellen musste“, erzählt er. Heute bildet er lieber aus, statt selbst zu spielen.

„Ich habe meinen Bubentraum, einmal in der 1. Bundesliga zu spielen, erreicht, darauf bin ich stolz“. Auch auf seine 1:1-Bilanz gegen Timo Boll ist er mittlerweile stolz. „1995 hatte ich mich noch tierisch aufgeregt, dass ich nach meinem 3:0 Sieg – damals noch auf 21 Punkte – bei der Südwestdeutschen Rangliste, anschliessend an den Deutschen Meisterschaften 2:3 gegen Boll verloren hatte. Als Profi gegen einen 14-jährigen zu verlieren, war schwierig zu verdauen“, erinnert er sich.  

 

 

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