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Women's World Cup 2020Wiederaufnahme internationaler Wettkämpfe

Nach achtmonatiger Pause hat die ITTF nun wieder Wettkämpfe ausgetragen. Auch wenn die Spielbedingungen nicht mehr dieselben sind wie früher, vor allem ohne die Anwesenheit von Publikum, ist es eine echte Erleichterung, wieder internationale Spiele zu sehen. Trotz der langen Pause scheint sich in den Hierarchien nichts geändert zu haben. Fan Zhendong und Ma Long bei den Männern und Chen Meng bei den Frauen waren bereits wieder auf Siegeskurs.

 

Text: Luca Anthonioz / Foto: ITTF

 

Wir werden zurückblicken auf die Ereignisse beim World Cup, den ITTF-Finals und dem ersten WTT-Event in Macau. Auf der Männerseite stechen vor allem die Duelle zwischen Fan Zhendong und Ma Long heraus und auf der Frauenseite gilt es ein Auge auf die Dominanz von Chen Meng zu werfen.

  • Women’s World Cup (8-10 November) & Men’s World Cup (13-15 November)

Fan Zhendong hat seinen vierten World Cup-Titel gewonnen, den dritten in Folge. Er egalisiert damit Ma Lins Rekordzahl an World Cup-Siegen. Im Finale besiegte er Ma Long in einem sehr aussergewöhnlichen Spiel mit 4:3. Dieser hätte seinerseits die Möglichkeit gehabt, seinen Landsmann in der Anzahl Titel einzuholen (Spiel sehen). Die beiden besten Spieler der Welt sind es inzwischen gewohnt, im Finale aufeinander zu treffen und prestigeträchtige Titel zu gewinnen. Einen Monat zuvor, bei den nationalen Meisterschaften in China (4.-10. Oktober), hatten sie bereits beide das Endspiel erreicht. Das Ergebnis war mit 4:3 für Fan Zhendong genau das Gleiche.

Die europäischen Spieler konnten in Abwesenheit von Timo Boll keine Siege holen gegen die besten asiatischen Spieler. Dennoch hat der junge Darko Jorgic eine großartige Leistung gezeigt. Bei seiner ersten World Cup Teilnahme konnte er Ma Long im 1/8-Finale stark in Bedrängnis bringen. Er hatte mehrere Satzbälle um mit 3:2 in Führung zu gehen, konnte diese aber leider nicht nutzen und verlor am Ende mit 2:4. (Spiel sehen)

 

Bei ihrer ersten World Cup-Teilnahme holte die aktuelle Nummer eins der Welt, Chen Meng, direkt den Pokal. Sie besiegte im Finale ihre Landsfrau Sun Yingsha mit 4:1. Nach ihrem Titelgewinn an den chinesischen Meisterschaften setzte sie damit ihre Siegesserie fort. (Spiel sehen). Der internationale Bruch konnte ihre Dominanz wohl nicht brechen.

Auf europäischer Seite müssen wir die hervorragende Leistung der deutschen Verteidigerin Han Ying (WR 25) würdigen. Nach Siegen über Polcanova (WR 14) und Cheng (WR 8) bereitete sie der Weltranglisten-Ersten im Halbfinale als Einzige Probleme und drängte sie gar in einen Entscheidungssatz. (Spiel sehen) Viel Taktik, eine großartige Gegenüberstellung unterschiedlicher Spielstile, lange Ballwechsel (81 Mal übers Netz beim Stand von 3:2 7:6) grosse Spannung, kurzum, alles war da.

  • ITTF Finals (19-22 November)

Nur sieben Tage nach ihrem unglaublichen Finale am World Cup standen sich Fan Zhendong und Ma Long wieder gegenüber. Diesmal konnte sich der „Dragon“ mit einem 4:1-Sieg, der ihm zwölf Jahre nach seinem ersten Sieg den sechsten Titel an den ITTF-Finals einbrachte, rächen (Spiel sehen). Er ist Rekordhalter an ITTF-Titeln. Sein nächster Verfolger ist der pensionierte Wang Liqin mit drei Titeln. Einige Spieler folgen danach mit zwei Titeln, darunter der Verlierer des Finals Fan Zhendong. Nach seinem Sieg war Ma Long voller Lob für seinen jungen Landsmann: „Was das Gesamtvermögen am Tisch angeht, ist Fan zum jetzigen Zeitpunkt unübertroffen“. Obwohl er sehr froh ist, sich gerächt zu haben, meint er, dass Fan Zhendong es absolut verdient hat, an der Weltspitze zu stehen.

Vor dem Titelgewinn musste Ma Long im Viertelfinale noch gegen den Schweden Mattias Falck in einer Wiederholung des letzten WM-Finales antreten. Der Schwede, der zuvor Simon Gauzy mit 4:3 bezwang, hatte mehrere Möglichkeiten, in den Entscheidungssatz zu kommen, er konnte sie aber nicht nutzen und so gewann Ma Long, der von vielen als der beste Spieler aller Zeiten angesehen wird, schliesslich mit 4:2. (Spiel sehen)

 

Indem sie zum vierten Mal in Folge die ITTF-Finals gewinnt, wird Chen Meng neben ihrer Landsfrau Zhang Yining zur Mitrekordhalterin an gewonnenen ITTF-Finals-Titeln. Zudem ist es das erste Mal in der Geschichte, dass eine Spielerin diesen Titel vier Jahre in Folge gewinnt. Im Finale schlug sie die 21-jährige Wang Manyu aus China. Im Jahr 2019 war die Ausgangslage die Gleiche gewesen und auch das Endresultat wiederholte sich dieses Jahr mit 4:1. (Spiel sehen).

Eine weitere deutsche Spielerin zeigte an diesen Finals ihre Fähigkeiten. Petrissa Solja (WR 20), zweifache Siegerin des Europe Top 16, besiegte die Weltranglistenneunte Feng Tianwei mit 4:2. Im Viertelfinale führte sie mit 2:0 gegen die spätere Meisterin Chen Meng. Letztere konnte die Partie aber umdrehen und schließlich mit 4:2 gewinnen (Spiel sehen).

Die ITTF hat vor einigen Monaten ihr neues Konzept „World Table Tennis“ angekündigt. Die erste WTT-Veranstaltung fand Ende November in Macau statt. Mit dem Ziel, Tischtennis attraktiver zu gestalten, wurden einige Regeln geändert und angepasst: Sätze bis 5 zur Bestimmung der gesetzten Spieler, die Möglichkeit für die vier Topgesetzten ihren Viertelfinalgegner zu wählen, Entscheidungspunkt beim Stand von 10:10 (ausser im Entscheidungssatz), 3 Gewinnsätze vor dem Viertelfinale, 5 Gewinnsätze im Finale, die Rückkehr orangefarbener Bälle, anthrazitfarbene Tische usw. Wie Sie sehen können, gab es einige Neuheiten.

 

Ma Long setzte seinen Lauf von den ITTF-Finals fort und gewann den Titel mit 5:1 gegen Wang Chuqin. Der Dragon ist zu seiner Bestform zurückgekehrt und zeigt Leistungen von aussergewöhnlicher Qualität. Mattias Falck, der ebenfalls in guter Form ist, besiegte Xu Xin im Viertelfinale mit 3:1, bevor er gegen den späteren Zweiten verlor (0:4).

 

Auf Frauenseite besiegte Sun Yingsha Chen Xingtong mit 5:1. Chen Xingtong sorgte für zwei Überraschungen, indem sie zuerst Ding Ning und später Chen Meng besiegte, nachdem sie in beiden Spielen mit 0:2 respektive 0:3 hinten lag. Im Finale musste sie sich dann doch geschlagen geben und Sun Yingsha, die im Halbfinale gegen Wang Manyu einen harten Kampf hatte (4:3), konnte die Chance, im Finale nicht gegen Chen Meng zu spielen, nutzen und sich den Titel holen.

 

 

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