SM Elite Herren 2020

Lionel Weber5ter Titel für Lionel Weber

Der Favorit auf die Goldmedaille konnte den hohen Erwartungen standhalten und so gewann Lionel Weber völlig verdient seinen 5ten Schweizermeistertitel. Die aktuelle Nummer 1 der Schweiz, konnte sich in wichtigen Situationen stets auf seine bereits gewonnene Erfahrung stützen und sich dadurch entscheidende Vorteile verschaffen.

 

Text: Luca Anthonioz / Fotos: René Zwald

 

Der Herrenwettbewerb der Elite Schweizermeisterschaften 2020 hat wie üblich einige gute Kämpfe vorbehalten. Normalerweise versprechen sowohl die Achtel- als auch die Viertelfinals sehr packende und enge Partien, dies war dieses Jahr etwas anders. In den Achtelfinals wurden gleich 7 Partien mit 4:1 gewonnen und ein letztes Spiel 4:0. Musste man also die Viertelfinals abwarten, um Spiele auf Messers Schneide zu sehen? Auch nicht. 3 Spiele wurden mit dem Höchstresultat von 4:0 entschieden und bloss eine Partie ging über die Distanz von 6 Sätzen. Wer nun denkt, dass sich dies in den Halbfinals und dem Final geändert hat, liegt ebenfalls falsch. 4:0 und 4:1 lauteten die klaren Halbfinalresultate und auch das Finale wurde mit 4:0 eine einseitige Angelegenheit, auch wenn die Sätze jeweils nur sehr knapp zu Gunsten von Lionel Weber gingen.

 

Hat es bei den diesjährigen Schweizermeisterschaften daher an Spannung gefehlt? Nein! Wer bereits bei den 1/16-Finals in der Halle war, bekam genau solche Spiele zu sehen, die man eigentlich später erwartet hatte. Hart umkämpfte Ballwechsel, Duelle auf Augenhöhe und Spannung bis zum Schluss. Simon Schaffter, welcher sich bereits in der ersten Runde gegen Thierry Miller nur knapp mit 4:3 durchsetzen konnte, musste auch im 1/16-Finale gegen Denis Bernhard über die volle Distanz gehen. In einem wahren Tischtennis-Thriller setzte er sich am Ende mit 16-14 im Entscheidungssatz durch und dies nachdem bereits 5 der 6 zuvor gespielten Sätze nur mit 2 Punkten Unterschied entschieden worden waren. Vor allem, zwei Überraschungen brachten die Stimmung in der Halle in Schwung. Dominik Moser gewann gegen Sam Boccard mit 4:3, in einem Spiel, welches durch viele lange Ballwechsel geschmückt war. Schliesslich konnte sich der Verteidiger Loïc Stoll in einem spektakulären Spiel gegen Elia Schmid ebenfalls im Entscheidungssatz in Extremis mit 12-10 durchsetzen, dies nachdem er zuvor noch einen Matchball hatte retten müssen. Mit diesen Partien kamen die Emotionen in der Grünfeldhalle so richtig ins Kochen. Im Anschluss konnten Moser und Stoll ihre gute Form bestätigen und auf dem Weg ins Viertelfinale Lars Posch respektive Dimitri Brunner besiegen. An Spektakel hat es am ersten Turniertag also nicht gefehlt.

 

Dominik MoserLoïc Stoll

 

War der Sonntag mit den vielen sehr klaren Resultaten also enttäuschend? Für Liebhaber von Begegnungen, die bis zum Schluss höchste Spannung bieten, war es dies wohl schon ein wenig. Anders betrachtet, gab es aber auch einige Auftritte, die sehr beeindruckend waren und auf jeden Fall hervorzuheben sind. Der kürzliche Gewinner des Top 8 des Nachwuchses, Elias Hardmeier, hat auch bei der Elite sein ganzes Talent zur Schau gestellt. Nahe der Perfektion hat er eine veritable Demonstration geliefert. 11-2, 11-7, 11-4, 11-4 gewann er im Viertelfinale gegen Dominik Moser und 11-7, 11-4, 11-7, 11-5 im Halbfinale gegen Cédric Tschanz. Er entmutigte seine Gegner schlichtweg mit seiner stetigen Beherrschung des Spiels und der unglaublichen Ruhe, die er ausstrahlte. Sehr beeindruckend für einen Nachwuchsspieler. Trotz allem musste er sich am Ende dem grossen Favoriten beugen.

 

« Dass ich als U18 Spieler das Finale erreichen konnte, finde ich unglaublich toll. Es war mein erstes Finale bei der Elite und ich denke, dass es möglich gewesen wäre vielleicht ein oder zwei Sätze zu gewinnen. Ich muss aber auch sagen, dass Lionel aktuell auf einem sehr hohen Niveau spielt und vor allem in den entscheidenden Momenten von seiner Erfahrung profitieren konnte. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Auftritt, vor allem mit meinen soliden Siegen bis zum Finale. Ich konnte viel Vertrauen gewinnen in all den Spielen, das hat mir sehr geholfen. Generell fand ich, dass es ein sehr schönes Turnier war, sehr gut organisiert und mit einem tollen Publikum. »

 

Elias Hardmeier

 

Lionel Weber konnte also seinen Ruf als besten Spieler der Schweiz bestätigen und sich den 5ten Einzeltitel holen. Er behielt während des gesamten Turniers die Kontrolle und verlor bloss einen einzigen Satz. Seine ersten drei 4:0 Siege am Samstag, einer davon gegen Gael Vendé welcher ihn zwei Jahre zuvor noch geschlagen hatte, haben ihm sicherlich das nötige Vertrauen gegeben, um auch am Sonntag unschlagbar zu sein. Die Siege gegen Yoan Repetez (4:0), Pedro Osiro (4:1) und Elias Hardmeier (4:0) bestätigten dies eindrücklich. Auch wenn seine Überlegenheit indiskutabel ist, waren es dennoch keine einfachen Siege für die Nummer 152 der Welt. Viele der Sätze entschieden sich erst in der Verlängerung und forderten Webers volle Konzentration und Erfahrung. Gerade in solchen Momenten hat er noch einmal bewiesen, wieso er im Moment die Nummer 1 der Schweiz ist. Das Ergebnis des Finals bestätigt diese Erkenntnis, da gleich drei Mal ein 2-Punkte-Unterschied entscheiden musste. (11-7, 18-16, 11-9, 13-11)

 

« Die Spiele gegen Elias und Pedro haben gezeigt, dass es wichtig ist, dass ich auf meine Erfahrung zählen kann. Ich habe schon einige Halbfinals und Finals an Schweizermeisterschaften der Elite gespielt, für sie war diese Situation noch relativ neu. Zusätzlich habe ich davon profitiert, bisher noch nie gegen sie verloren zu haben. Jeweils die ersten zwei Sätze zu gewinnen, hat mir ohne Zweifel geholfen, die nötige Lockerheit zu erlangen. Deshalb habe ich die Spiele schlussendlich relativ klar gewonnen, auch wenn viele der Sätze sehr knapp waren. »

 

SM Elite Podium

 

Pedro Osiro und Elias Hardmeier haben an den diesjährigen Schweizermeisterschaften ihre Fortschritte erkennen lassen und ihre Fähigkeit gezeigt, sehr wenige Eigenfehler zu machen. Mit Webers starken ersten Bällen hatten sie aber noch etwas Mühe. Cédric Tschanz welcher seine erste Medaille bei der Elite gewinnen konnte, darf nicht vergessen werden. Finden möglicherweise sie ein Rezept, im nächsten Jahr zuoberst auf dem Treppchen zu stehen?

 

Resultate SM Elite 2020

Fotos René Zwald

Fotos Hansruedi Lüthi

 

 

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