Tischtennis als Spiegelbild des Machtkampfs
Rolf Käppeli, ehemaliger Junioren-Schweizermeister im Tischtennis, hat mit 74 Jahren ein Buch geschrieben. In «Steinbachs Reise» lässt Käppeli viel persönliches einfliessen – so auch seine Tischtennisvergangenheit.
Text: Annina Häusli / Fotos: zvg
«Viele Szenen und Geschehnisse, die ich im Buch beschreibe, haben sich tatsächlich so oder so ähnlich abgespielt», verrät Rolf Käppeli gleich zu Beginn. So etwa die erste Szene des Buches, die sich in der Sauna abspielt. Während seiner Arbeit als Journalist für den Tages Anzeiger habe er sogar bereits eine Glosse über diese Szene geschrieben. «Aus dieser ursprünglichen Szene entwickelte sich dann nach und nach die Idee zum Roman.» Der 74-jährige ehemalige Juniorenschweizermeister hat mit «Steinbachs Reise» einen «politischen Entwicklungsroman» geschrieben, wie er sein Werk selbst beschreibt.
Ohne bereits zu viel vom Inhalt zu verraten – die eingangs erwähnte Saunaszene führt dazu, dass der Protagonist Florian Steinbach sich in der Sporthalle eines Kurhotels mit seinem ehemaligen Arbeitgeber zu einem Tischtennismatch trifft. Zuerst geht es nur um Geld, am Ende steht aber bedeutend mehr auf dem Spiel.
«Die Tischtennisszene zu schreiben hat sehr viel Spass gemacht», so Käppeli. Wie in vielen Büchern ist der Tischtennismatch aber nicht nur ein Spiel, sondern hat eine Bedeutung auf einer weiteren Ebene. «Das Stichwort Machtkampf zieht sich durch das ganze Buch, so ist auch das Tischtennismatch ein Matchkampf zwischen dem Protagonisten und seinem ehemaligen Chef.» Im Buch gibt sich der ehemalige Vereinsspieler Steinbach siegessicher und gibt seinem Gegner gleich 15 Punkte Vorsprung (gespielt wird nach dem alten Modus bis 21 Punkte). «Auch ich war früher so, wenn ich in der Badi gegen Kollegen gespielt habe», sagt Käppeli lachend. Doch so einfach gibt sich Steinbachs Gegner nicht geschlagen – es wird eine enge Angelegenheit, und das Machtgefüge verändert sich plötzlich.
Lange Tischtenniskarriere
Bis 2015 hat Käppeli noch selbst den Tischtennisschläger für Meilen-Männedorf in die Hand genommen. Begonnen hat er seine Karriere aber beim TTC Rapid Luzern, mit 14 Jahren. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang spielte Käppeli also Tischtennis, auch auf Nationalliga-Niveau. Ein Unfall vor drei Jahren bedeutete dann aber das Ende der Tischtenniskarriere Käppelis. «Jetzt spiele ich nur noch ganz selten, da nur eine falsche Bewegung eine neue Verletzung bedeuten könnte», bedauert Käppeli.
Vieles, was Steinbach erlebt, hat Käppeli entweder selbst erlebt, oder basiert sonst auf wahren Begebenheiten. «Wie der Protagonist im Buch habe ich selbst ein Radio-Konzessionsgesuch eingereicht», erinnert sich Käppeli. Das Buch sei ein Stück weit auch eine Selbstkritik und Selbstreflexion. «Trotzdem hat mir es sehr viel Spass gemacht, das Buch zu schreiben», so Käppeli. Und: Die nächsten Projekte stehen bereits in den Startlöchern. Im Sommer werde er sich, wie Steinbach, nach Griechenland zurückziehen, um an seinem nächsten Buch zu arbeiten.
Inhalt
Beschreib vom Klappentext: «In der Sauna trifft Florian Steinbach seinen ehemaligen Arbeitgeber Alfred C. Knecht. Dieser hat ihn vor zehn Jahren fristlos entlassen. Steibachs Wut ist wieder präsent. Er wil sich rächen, schlägt zu – und erwacht in der Notfallstation. Gewaltphantasien beeinträchtigen Steinbachs Alltag. Schon früher scheiterte er in der Arbeitswelt und in der Politik, als er für mehr Demokratie und Chancengleichheit kämpfte. Als Mutbürger läuft er Gefahr, zum Wutbürger zu werden, ein Gutbürger will er nicht sein. Milena, seine Freundin, führt ihn auf eine andere Spur. Steinbach zieht sich nach Lesbos zurück. Er trifft auf Menschen, die flüchten, um zu überleben. Ein griechisches Paar, der Situation auf der Insel überdrüssig, verführt ihn zu einer ungewöhnlichen Reise nach Athos»
Das Buch kann in vielen Buchläden direkt gekauft werden oder unter folgenden Links bestellt werden:
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