Superfinal 2024: Die alten Meister sind auch die neuen

Text: Sebastian Lauener / Fotos: René Zwald (Fotoalbum)

STTL Women: ZZ-Lancy vs. Young Stars ZH

ZZ-Lancy empfing am 8. Juni als letztjähriges Siegerteam das Publikum und die Gegnerinnen von Young Stars ZH zum Finale in der Mehrsporthalle Le-Sapay. Das Heimteam war leicht zu favorisieren, griff doch jetzt im letzten Spiel der Saison auch die aktuelle Schweizer Einzelmeisterin Fanny Doutaz ins Geschehen ein. Bereits im ersten Spiel legte Doutaz souverän loss: Mit variablem Topspin-Spiel liess sie ihrer Gegnerin Sandra Busin kaum eine Chance. Regelmässig war Doutaz einen Schritt schneller und Busins Blocks landeten vielfach hinter dem Tisch. Somit gelang Doutaz und ZZ-Lancy mit 3:0 (11:5, 11:4, 11:4) ein Auftakt nach Mass.

Fanny Doutaz

Im zweiten Spiel traf Bérénice Marteau auf Elmira Antonyan: Die Abschlüsse der Linkshänderin Marteau, die auf der Vorhand mit kurzen Noppen spielte, schlugen regelmässig auf der Gegenseite ein. Antonyan wehrte sich eindrücklich gegen die drohende Niederlage und konnte über weite Strecken auf Augenhöhe mitspielen, allerdings legte Marteau gegen Satzende immer noch eine Schippe drauf, wodurch sie letztlich ebenfalls mit 3:0 (11:8, 11:9, 11:9) triumphierte und eindrückliche Bilanz in der STTL-Women auf 23:1 Siege ausbaute.

Bérénice Marteau

Mit der Dauer des Spiels wurden auch die Gesänge der Fandelegationen immer lauter. Die Young Stars ZH standen mit 0:2 bereits mit dem Rücken zur Wand, was das Zürcher Publikum nicht bremsen sollte, weiterhin lautstark ihre Spielerinnen zu unterstützen. Als nächste ging Ilona Renold für die Gäste an den Tisch, Ludivine Maurer trat für ZZ-Lancy an, die mit ihrem Sieg den Meistertitel sichern könnte. Maurer, die in dieser Saison bereits diverse höherklassierte Spielerinnen schlug und auch gegen Renold bereits knapp im fünften Durchgang obsiegte, legte stark los und holte sich den ersten Satz mit 11:8. Ab dem zweiten Satz kippte das Momentum: Renold stellte sich auf ihre Gegnerin ein, der Störeffekt der Noppen auf der Rückhand griff mehr als noch zuvor und insbesondere durch variables Service-Spiel holte sich Renold die nächsten beiden Sätze. Auch im vierten Satz zog Renold auf 6:2 davon, aber Maurer liess sich nicht beirren und kam noch einmal auf 5:6 heran, wonach Young Stars ZH ein Timeout nahm. Im Gleichschritt ging es anschliessend weiter, bis sich Renold im richtigen Moment mit ein paar stark gespielten Vorhand-Topspins die entscheidenden Punkte zum knappen Satzgewinn und 3:1-Sieg (11:8, 8:11, 7:11, 9:11) erzielen konnte.

Ilona Renold

Auch im Spiel zwischen den an Nummer 1 aufgestellten Fanny Doutaz und Elmira Antonyan wurden die Akteurinnen vom Publikum unüberhörbar unterstützt. Im letzten Aufeinandertreffen an den Schweizer Meisterschaften 2023 triumphierte noch die erfahrene Antonyan, aber nichtsdestotrotz ging Doutaz mit Überzeugung in die Partie und war wie im Spiel gegen Busin erneut aktiver als die Gegnerin, drängte besonders mit ihrem Vorhand-Topspin Antonyan wiederholt in die Passivität und gewann die ersten beiden Sätze. Ab dem dritten Satz konnte sich Antonyan besser auf ihre Gegnerin einstellen und suchte wiederum selbst die Offensive. Mit starkem Konterspiel zog sie schnell auf 1:5 davon, lag aber gegen Satzende doch 9:8 hinten.

Elmira Antonyan

Antonyan liess sich aber nicht beirren und versuchte weiterhin, die Eröffnungen der Gegnerin anzugreifen. Dieser Spielansatz zahlte sich aus, so holte sich die Zürcherin die nächsten drei Punkte in Folge und somit den ersten Satzgewinn. Der nächste Satz verlief ähnlich: Über weite Strecken übernahm Antonyan das Spieldiktat und zog auf 5:10 davon. Doutaz, die bis anhin in diesem Satz kaum zu einem ordentlichen Angriffsball kam, legte aber eine beeindruckende Aufholjagd hin: Mit tollen Rallyes, bei denen sich beide Spielerinnen nicht zurückhielten, konnte Doutaz wiederholt Satzbälle abwehren und sich doch noch in die Verlängerung retten. Weiterhin wogte das Spiel hin und her und Doutaz wehrte noch drei weitere Satzbälle ab, ehe sie bei 14:13 schliesslich selbst Matchball hatte und somit die Möglichkeit, den Meistertitel zu sichern. Nach einem weiteren starken Topspin-Schlagabtausch war es schliesslich die Genferin, die mit 15:13 den Sack zumachen konnte und somit ihrem Team mit dem 3:1-Sieg (11:8, 11:8, 9:11, 15:13) zur viel umjubelten Titelverteidigung verhalf.

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STTL Men: Wil SG vs. Lugano

Im Anschluss an das Damenfinale folgte das Meisterspiel der Herren: Wil SG traf als Qualifikationssieger auf den Zweitplatzierten und aktuellen Meister Lugano. Wil konnte Lugano in der bisherigen Saison einmal mit 6:3 bezwingen, einmal ging das Spiel 5:5 aus. Beide Male aber setzte Lugano den heute an erster Stelle gesetzte Tommaso Maria Giovannetti nicht ein, wodurch der Ausgang sehr offen schien. In der ersten Partie traf der Teamleader Elia Schmid auf Paolo Bisi. Beide Duelle der Saison 2023/24 konnte Schmid für sich entscheiden, wenn auch in einem Fall sehr knapp. Schmid zog im ersten schnell davon und holte sich diesen gefahrlos. Auch den zweiten Durchgang, in dem sich bei 1:5 für Bisi die Wende abzeichnete, holte sich noch Schmid nach einer eindrücklichen Aufholjagd mit seinem feinen aber unkonventionellen Blockspiel. Der Linkshänder von Lugano stemmte sich mit aller Vehemenz gegen die Niederlage und lag im dritten Durchgang erneut mit 1:5 vorne. Bei 4:5 konnte er mit seinem Timeout den Lauf Schmids brechen, auf 4:8 davonziehen und schliesslich den Vorsprung im Satzgewinn münden lassen. In der Folge hatte Bisi immer weniger Mühe mit dem Blockspiel und seine offensiven Versuche wurden vermehrt belohnt. Die beiden Spieler fanden sich im fünften Satz wieder. Mit einem Netzroller holte sich Schmid das 10:7 und den ersten Matchball. Den ersten konnte Bisi noch abwehren, aber unter lauter Anfeuerung seiner Clubkollegen konnte Schmid nach 45 Minuten den zweiten Matchball nutzen und mit 3:2 (11:4, 11:8, 8:11, 6:11, 11.8) erfolgreich von der Platte gehen.

Elia Schmid

Im zweiten Spiel griff der Deutsche Liang Qiu ins Geschehen ein, der den im Play-off bisher ungeschlagenen Tommaso Maria Giovannetti forderte. Besonders in den ersten beiden Sätzen spielte der Deutsche besonders in den engen Situationen einen Deut überlegter und konnte trotz Netzroller oder Satzbälle gegen sich jeweils knapp obsiegen. Ab dem dritten Satz übernahm jedoch Giovannetti das Zepter und Qiu spielte ungleich statischer: Gleich mit 4:11 ging das Spiel an den einundzwanzigjährigen Italiener in Diensten Luganos.

Tommaso Maria Giovannetti

Qiu konnte sich aber fangen und das Spielglück erneut auf seine Seite zwingen: Mit wiederholt starken Offensivbällen lag Qiu 8:5 in Führung, als schliesslich Giovannetti ein Timeout nahm.  Die Pause verfehlte nicht ihre Wirkung: Giovannetti kam auf 8:7 heran, als Qiu nun seinerseits das Timeout bezog. Allerdings sollte das Timeout den Flow von Giovannetti nicht stören: Mit seinem sechsten Punkt in Folge holte er sich den Satz mit 8:11. Dasselbe Spiel setzte sich im fünften Satz fort, als Giovannetti bei der ersten Handtuchpause bereits mit 0:6 in Führung lag. Diesen Vorsprung liess er sich nicht mehr nehmen und er stellte mit dem 2:3-Sieg (11:9, 14:12, 4:11, 8:11, 4:11) den Gesamtscore auf 1:1.

Liang Qiu

Im nächsten Spiel trafen Anton Andersson (20:10-Bilanz) auf Csaba Molnar (12:13-Bilanz). Der Kurznoppenspieler Andersson aus Schweden war aufgrund seiner Bilanz zu favorisieren, allerdings hatte in der Direktbegegnung im Dezember Molnar hauchdünn die Nase vorne. Tatsächlich hatte der Ungare aber im ersten Satz kaum Mühe mit dem Spielstil des Gegners: Wiederholt schloss Molnar stark ab und holte sich den ersten Satz. Andersson stellte sich aber gut auf das Gegenüber ein und zog auf 7:3 davon. Molnar liess sich aber nicht aus dem Konzept bringen und kam auf 7:6 heran, wonach Andersson sein Timeout nahm. Der Schwede kehrte druckvoll in die Partie zurück und danke eines Anspielfehlers von Molnar hatte er beim Stand von 10:8 zwei Satzbälle. Allerdings landeten seine nächsten beiden Angriffsbälle im Netz und hauchdünn neben dem Tisch. Molnar nutzte das Momentum und konnte den Satz für sich buchen. Im ausgeglichenen Folgesatz schenkten sich beide Spieler nichts und punkteten im Gleichschritt. Molnar hatte bei 9:10 den ersten Matchball, aber Andersson wehrte diesen ab und konnte anschliessend den Satz in der Verlängerung holen. Im vierten Satz lag Molnar durchgehend leicht in Führung, bezog selbst sein Timeout bei und konnte schliesslich nach einer schönen Rallye, bei der Andersson kurzzeitig die Schlaghand wechselte, auf 10:8 stellen. Mit einem unglaublichen parallelen Backhand-Return holte sich Molnar schliesslich den leicht unerwarteten Sieg und stellte auf 1:2 für Lugano.

Csaba Molnar

Im ersten Direktduell der Saison standen sich nun Elia Schmid und Tommaso Maria Giovannetti gegenüber. In der Saison 2022/23 konnten beide Spieler je einmal obsiegen, was für eine spannende Partie sprach. Nach einem ausgeglichenen Satzbeginn konnte Giovannetti, der sich im Angriffsspiel nicht gross durch die Blocks von Schmid beirren liess, auf 6:10 davonziehen. Nach drei Punkten in Folge von Schmid konnte der Spieler von Lugano den vierten Satzball schliesslich zur Freude diverser vernehmbarer Fans aus dem Tessin verwerten. Auch der zweite Satz begann ausgeglichen, nachdem aber sein Gegner bei 6:8 erneut zu davonziehen drohte, nahm Schmid sein Timeout. Giovannetti liess sich im Anschluss aber kaum aus dem Konzept bringen und konnte bei 7:10 mit einem Kantenball den Satz abschliessen. Schmid war nun gezwungen, aktiver zu spielen. Wiederholt zwang er Giovannetti in die passive Rolle, konnte mit diversen Schnittwechseln sein Gegenüber zu Fehler verleiten und somit den Satz für sich buchen. Auch im vierten Durchgang übernahm Schmid das Spieldiktat. Nach einer eindrücklichen Demonstration hatte er bei 10:3 bereits erste Satzbälle. In der Folge servierte Giovannetti mit der Rückhand und ging direkt zum Drittballangriff über, wodurch er nochmal auf 10:7 herankam. Schmid wiederum verwertete den nächsten Satzball schliesslich souverän und das Publikum sollte erneut in Genuss eines fünften Satzes kommen. Nach einem Start auf Augenhöhe zog Schmid im fünften Durchgang auf 9:6 davon. Giovannetti nahm nun sein Timeout und spielte in der Folge gross auf: Vier Punkte in Folge holte er, Mal nach Mal mit durchschlagsstarken Topspinserien, und stellte somit auf 9:10. Der willensstarke Schmid konnte den ersten Matchball abwehren und suchte auch beim neuerlichen 10:11-Rückstand beherzt die Offensive: Ein Topspinball von Schmid aber landete auf dem Netz und segelte in der Folge hauchdünn hinter die Tischkante. Somit sicherte Giovannetti Lugano mit seinem hauchdünnen 3:2-Erfolg (9:11, 7:11, 11:8, 11:7, 10:12) den Meistertitel.

Lugano gelang somit nach dem erstmaligen Meistertitel 2023 direkt die Titelverteidigung. Kein Happy End hingegen gibt es für Wil SG, das nach über 40 Jahren in der höchsten Spielklasse ihr Team nun zurückzieht und sich mit der Silbermedaille verabschieden muss.

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