Tessiner Ecke: Nationalliga C: Tessiner Derby mit versteckten Emotionen

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Die Mannschaft von Lugano 2 ist bereit
Tessiner Ecke: Nationalliga C: Tessiner Derby mit versteckten Emotionen

Wer sich nur im Entferntesten mit dem Tessiner Sport auseinandersetzt, der weiss, dass gerade im Eishockey die atemberaubenden Kantonalderbys zwischen dem HC Lugano und HC Ambrì-Piotta sogar landesweit hohe Wellen schlagen.

Nun endlich steht auch im Tischtennis wieder ein Derby an. Dann nämlich, wenn der TTC Tenero auf NLC-Aufsteiger Lugano 2 trifft. Dies ist am 4. November 2017 der Fall. Sidespin hat sich nicht nur zu dieser Thematik in beiden Lagern umgehört.

 

 Text/Bilder: Robert Szendröi

 

Grundsätzlich logisch, dass für einen Aufsteiger ein kantonsinterner Zweikampf einen hohen Stellenwert geniesst, doch Luganos Trainer Simone Spinicchia (33-jährig) tönt einen wichtigeren Faktor an: «Wir haben in der Vorbereitung unsere Basis auf optimale Trainings gelegt. Schliesslich wollen wir den Ligaerhalt schaffen und dafür müssen wir besser trainieren als unsere Widersacher. Ein Fakt ist zudem, dass keiner unserer Cracks bisher auf diesem Niveau gespielt hat.»

 

Selbstvertrauen für den Ligaerhalt und das Derby beim TTC Lugano vorhanden

 

Voller Zuversicht steigt Stefan Lazic (Tessiner Meister 2016/2017) ins NLC-Abenteuer. Das beweisen unter anderem seine interessanten Aussagen: «In der Aufstiegspoule gegen Carouge, Bremgarten und Port konnte ich sechs Siege an unsere Fahne heften. Nun will ich ebenso in der höheren Kategorie so viel wie möglich gewinnen. Dafür habe ich mich im Training drei bis fünf Mal wöchentlich geschunden. Im Derby treffe ich deshalb auch auf einige Sparringpartner. Damit ergibt sich wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, mich wettkampfmässig offiziell gegen sie zu messen.»

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Auch der 17-jährige Nicola Guidicelli versprüht Optimismus, indem er preisgibt: «Unsere Auftritte in der Aufstiegspoule waren vielversprechend. Ferner haben wir in den Sommertrainings unser Selbstvertrauen aufgebaut. Ich glaube, dass für uns ein Mittelfeldplatz drin liegt. Persönlich ändert sich für mich im Tessiner Derby nichts. Bisher bin ich nur gegen Jordi Gomez angetreten. Mein Herz schlägt für beide Teams, denn ich möchte, dass beide weiter in der NCL mitspielen!»

 

Etwas weiter zurück blickt Routinier Marco Giovanelli (52): «Nach mindestens vier Versuchen haben wir den Sprung in die NLC endlich geschafft. Unsere jungen Spieler sind dabei vor allem mental gewachsen. Schon vor Jahresfrist haben wir uns gut auf unsere Aufgaben vorbereitet. Auf dieser Schiene müssen wir weiterfahren. Ein guter Saisonstart ist für Moral und Selbstvertrauen Gold wert. Wenn ich ans Derby denke, hoffe ich auf einen regen Publikumszuspruch sowie Spektakel am Spieltisch.»

 

Und der 21-jährige Guglielmo Pinzoni fasst sich kurz: «Die Derbyrivalität hält sich in Grenzen. Selbst möchte ich in dieser Saison möglichst viel Spielpraxis holen, damit ich mich weiterentwickeln kann.» In Sachen Derby behält Luganos Sportchef Daniele Rezzonico ruhig Blut, denn er glaubt: «Das wahre Derby im Tessin heisst Lugano-Ambrì-Piotta! Bei unseren Widersachern stehen nämlich drei Spieler im Team, die jahrelang bei uns gespielt haben…»

 

TTC Lugano
Mannschaftsbild TTC Tenero:

Die anderen An- und Aussichten im Hause des TTC Tenero

 

Der Ligaerhalt scheint beim TTC Tenero kein Thema zu sein, sie orientieren sich mehr nach oben. Dafür spricht die Aussage von Neuverpflichtung Filippo Margoler (22): «Nachdem ich während zwei Jahren für den TTC Kriens in der NLC am Tisch stand, stelle ich mich nun mit Tenero einer neuen Herausforderung im Tessin. Dabei hoffe ich, dass wir am Saisonschluss in der oberen Tabellenhälfte stehen. Persönlich will ich der Equipe helfen, damit wir eine bestmögliche Meisterschaft hinlegen. In Sachen Derby ist es sogar möglich, dass ich aus Anerkennung gegenüber meinem Stammklub gar nicht antrete. Ich bin aber überzeugt, dass meine neuen Kumpanen hochmotiviert gegen die Luganesi antreten werden. Es ist sehr schön, dass zwei Tessiner Teams in der NLC aufeinander treffen. Das beweist, dass in der Südschweiz hinter den Kulissen gut gearbeitet wird.»

 

Beim im Kantonsderby favorisierten Tenero bewahren Fabio Betti und Adam Pade Stillschweigen. Betti gilt als Nummer 1, während Pade in jungen Jahren polnischer Nationalspieler war. Auch sie haben früher die Luganeser Farben getragen.

 

Deshalb überlassen wir Jordi Gomez (29) das Schlusswort. Der Tausendsassa spielt nicht nur selbst mit, sondern waltet als Klubpräsident und TK-Chef beim Tessiner Tischtennisverband. Gomez schneidet umgehend den Tessiner NLC-Zweikampf an: «Man sagt zwar allgemein, dass es ein Spiel wie jedes andere sei. In Wahrheit ist dem aber nicht so – Ein solches Treffen will man um jeden Preis gewinnen! So sichert man sich die Gunst seiner Anhänger.» Und generell zum TTC Lugano lässt er sich kurz und bündig zitieren: «Es wird eine hartnäckige Meisterschaft, aber der Ligaerhalt ist durchaus möglich.» Kein Zweifel also, dass das Tischtennis-Feuer im Tessin nun besonders heiss brennt…

 

Artikel in dieser Ausgabe:

Denis Bernhard: «Einer für Ball und Schläger»

Best Practises: Wie Tischtennisvereine Sponsoren finden können

Neuer Sponsor: Rundum gut versichert mit Visana