Tischtennis-Theorie Februar 2019

Aufschlag aus Mitte kleinDer Aufschlag und seine Variationsmöglichkeiten

Vladimir Samsonov tut es, Dimitrij Ovtcharov auch: Sie variieren bei ihren Aufschlägen mehrere Parameter. Der Aufschlag ist der einzige Schlag im Tischtennis, bei dem wir alle Parameter selbstbestimmt wählen können. Im Idealfall so, dass der Aufschlag für den Gegner möglichst schwer oder gar nicht zu retournieren ist. Oder so, dass wir zumindest einen Vorteil im Ballwechsel haben.

 

Text: Dirk Lion / Fotos: Dirk Lion

 

Dass allgemein viel zu wenig Aufschlag trainiert wird, ist eine altbekannte Phrase. Und wenn, dann wird meistens nur ein kleiner Teil der möglichen veränderbaren Parameter trainiert.  Wer sich die Aufschläge der Spitzenspieler anschaut, stellt einige Gemeinsamkeiten sowie etwas weniger Unterschiede fest. Ein ganz überwiegender Teil der Aufschläge wird aus Rückhandseite mit der Vorhand gemacht. Die Ballwurfhöhe ist auch meist relativ ähnlich, der gewählte Schnitt ebenso. Daneben gibt es aber einige Profis, die auch ihre Position am Tisch verändern. Dimitrij Ovtcharov schlägt je nach Gegner viel mit Rückhand aus ca. der Tischmitte auf. Der japanische Nationalspieler Koki Niwa und sein berühmter Tomahawk-Aufschlag sind ein anderes Beispiel für eine gelungene Aufschlagvariation. Auch Timo Boll fängt im hohen TT-Alter plötzlich wieder an, mit Rückhand aufzuschlagen. Die Eindimensionalität, die sich vielfach in die Aufschläge eingeschlichen hat, wird zumindest ein wenig aufgeweicht. Folgende Parameter sollten für ein varianten- und abwechslungsreiches – und damit schwer zu durchschauendes – Aufschlagspiel berücksichtigt werden:

  • Variable Rotation
  • Variable Platzierung
  • Flache Flugkurve
  • Schnelle Rückkehr in Grundstellung
  • Variable Ausgangsposition
  • Variables Tempo
  • Variabler Ballwurf
  • Erschwerung der Wahrnehmung

Selbstcheck

Machen Sie den Selbstcheck. Welche Parameter nutzen Sie in Ihrem Spiel? Im Folgenden möchte ich auf die, meiner Meinung nach, am wenigsten berücksichtigten Parameter eingehen.

 

Variable Ausgangsposition

Um die Eindimensionalität im Vorhand-Aufschlagspiel aus Rückhandseite aufzubrechen, bieten sich zwei Variationen an. Entweder, wie man zum Beispiel ab und an bei Vladimir Samsonov oder Dang Qiu beobachten kann, wählt man den Vorhand-Aufschlag aus der Tischmitte. Hierdurch können bestimmte Stellen am Tisch besser angespielt werden.

Daneben besteht die Option des Rückhand-Aufschlags. Wie zum Beispiel bei Dimitrij Ovtcharov zu sehen ist, schlägt dieser damit häufig aus seiner Tischmitte auf. Dabei kann er mit ähnlicher Bewegung sowohl kurz in Vorhand als auch lang und schnell in tiefe Rückhand aufschlagen – eine große Variationsbreite hinsichtlich Tempo und Platzierung!

Je nach Ausgangsposition am Tisch, können bestimmte Platzierungen aufgrund des Streuwinkels besser oder schlechter angespielt werden. Nutzen Sie diese Vorteile!

 

Hoher Ballwurf II klein

 

Variabler Ballwurf

Hugo Calderano tut es, Vladimir Samsonov (allgemein ein interessanter Spieler für das Thema Aufschläge!) auch. Sie variieren ihre Ballwurf-Höhe und erschweren damit dem Gegner das Sich-Einstellen auf die eigenen Aufschläge.

Tipp: Viele Spielerinnen und Spieler machen den Fehler, dem Ball auf dem Weg nach oben und zurück nach unten zuzuschauen. Besser ist: Den Schläger und das Handgelenk im Blick behalten und sich nicht von der unterschiedlichen Höhe des geworfenen Balles irritieren lassen. Dann haben Sie schon einen Teil der Gefährlichkeit dieses Aufschlages gebannt.

 

Das Ziel: Variabel aufschlagen

Daneben sollten die allgemeinen PTRF-Prinzipien (Platzierung, Tempo, Rotation, Flugkurve in diesem Fall weniger) möglichst variabel eingesetzt werden. Nur wer seinen Gegner vor immer neue Herausforderungen stellt und diesen beschäftigt, kann Vorteile aus dem Aufschlagspiel ziehen. Der Aufschlag ist der einzige Schlag, den nur wir selbst beeinflussen und das sollten wir, wie aufgezeigt, möglichst facettenreich tun. Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

 

Weitere Artikel in dieser Ausgabe:

Interview mit Dima Ovtcharov und Petrissa Solja

Tischtennis-Theorie – Wie man den Aufaschlag variieren kann

Porträt: Céline Reust

Stettlen 1 – 41 Jahre in der gleichen Mannschaft

Die Herren des TTC Neuhausen wollen erstklassig werden

 

 

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