Tischtennis-Theorie Oktober 2018

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Wie spiele ich gegen einen Vorhandspieler?
Das Spiel gegen VH-orientierte TischtennisspielerInnen

Spielerinnen und Spieler im Tischtennis lassen sich anhand verschiedener Kriterien in Richtung eines bestimmten Spielstils, in Richtung einer bestimmten Spielweise kategorisieren: Welche Schlagarten werden besonders häufig genutzt? Aber auch: welche vermieden? Wie sieht die Raumaufteilung am Tisch aus, und so weiter und so fort.

Einer der häufigsten Spielertypen ist der sogenannte vorhandorientierte Angriffsspieler. Was diesen auszeichnet und wo seine Stärken und Schwächen liegen, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

 

Text: Dirk Lion / Fotos: Dirk Lion/René Zwald (Archiv)

 

Langer Schupf in die Rückhand. Wieder läuft der Gegner auf der anderen Seite um und zieht den Ball mit der Vorhand krachend zurück auf meine Tischhälfte: Punkt! Eine klassische Spielsituation gegen SpielerInnen, die versuchen, mit Vorhand-Topspin ihre Punkte zu erzielen. Um dies zu verhindern gilt es, sich zunächst klar zu machen, welche Bälle ein solcher Spielertyp spielen möchte, und welche Art von Schlägen sie nicht mögen.

 

Die Waffe: Vorhand-Topspin

Die größsste Stärke solcher Spielerinnen und Spieler ist der Vorhand-Topspin. Sie versuchen, ihn so oft es geht einzusetzen. Aus der Vorhand, aber auch aus der Rückhandseite. Insbesondere von dort ist der Angriffsschlag gefährlich! Fragt man Spielerinnen und Spieler, aus welcher Seite der Vorhand-Topspin eines Angriffsspielers am besten ist, antworten die Meisten: Aus der Vorhand. Doch diese Annahme ist falsch! Der Vorhand-Topspin aus Rückhandseite ist der deutlich gefährlichere Ball. Der Ball kann dort dank der besser einsetzbaren Körperrotation, dank des grösseren Bewegungsradiusses viel härter gezogen werden. Das bevorzugte Ziel des Spielers oder der Spielerin ist also, der Einsatz des Vorhand-Topspins zum Punkgewinn. Aus Vorhand und auch aus Rückhand.

 

Die Schwachstelle: Die Rückhand

Vorhandorientierte Spielerinnen und Spieler laufen nicht nur deswegen um, weil der Vorhand-Topspin von dort besser gespielt werden kann. Sie springen auch um, weil sie (meistens) nicht so gerne Rückhand spielen. Diese Seite ist oft deutlich schwächer als ihre Vorhand. Um dies zu kaschieren, versuchen sie, so viel vom Tisch mit Vorhand abzudecken, wie nur möglich. Sie sind daher oft beim Rückschlag ihres Gegners schon halb auf dem Weg, ihre Rückhand zu umlaufen!

 

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Taktik als Rückschläger: Wie spiele ich gegen so jemanden?

Will ich als Gegner vermeiden, dass die eingangs beschriebenen krachenden Vorhand-Spins einschlagen, muss mein Ziel also lauten: Den Vorhand-Topspin verhindern oder: Den am wenigsten gefährlichen Vorhand-Topspin erlauben, um danach clever weiter zu spielen. Ganz konkret wähle ich als Rückschläger variabel vor allem vier Platzierungen aus:

  • Kurze Vorhand: Der Rückschlag auf diese Platzierung verhindert den Einsatz des Vorhand-Topspins. Gleichzeitig kann ich, je nach Ball, meinen Gegner danach diagonal tief in seiner Rückhand anspielen – ein sehr weiter Weg! Kurz Vorhand, danach lang und tief in Rückhand nachspielen ist eine klassische Variante, um den Vorhand-Topspin auszuschalten, den Gegner in der schwachen Rückhand-Seite zu erwischen und selbst aktiv werden zu können.
  • Lange Vorhand: Wenn ich die Möglichkeit habe, zwischen dem Vorhand-Topspin aus Vorhand und aus der Rückhand-Seite zu wählen, sollten wir uns, wie beschrieben, auch die (lange und tiefe) Vorhand-Seite aussuchen. Daher ist es als Rückschläger wichtig, den Ball auch mit Mut in die tiefe Vorhand zu platzieren. Danach spiele ich in Rückhand nach und habe meinen Gegner wieder in seiner schwachen Seite erwischt. Wichtig: Je platzierter und tiefer ich den Rückschlag in die Vorhand spiele, desto weniger Angst muss ich vor dem (höchstwahrscheinlich) folgenden Topspin haben!
  • Lange Rückhand: Ferner ist auch das Anspiel in die tiefe Rückhand sehr nützlich. Der Ball muss allerdings so platziert sein, dass mein Gegner entweder mit der Rückhand agieren muss oder zwar mit der Vorhand agiert, aufgrund der aggressiven Platzierung aber nur einen „harmlosen“ Topspin spielen kann. Danach steht mir dann der ganze Tisch offen zum Nachspielen und ich kann meinen Gegner im Idealfall ausplatzieren.
  • Kurz Rückhand: Auch die kurze Rückhand ist eine gute Platzierung gegen Vorhand-orientierte Angriffsspielerinnen und Angriffsspieler. Sie können dort meist wenig aggressiv agieren, oft sogar nur passiv, wodurch man selbst sein Spiel aufbauen kann.

Wichtig: Variabler Wechsel der Platzierungen!

Das variable Wechseln zwischen diesen vier Platzierungen erschwert es dem Gegner, sich frühzeitig für eine Aktion zu entscheiden. Damit können wir den gefährlichen Einsatz seiner stärksten Waffe, des Vorhand-Topspins, deutlich erschweren. Zu betonen ist der variable Wechsel zwischen diesen Optionen, um das Gegenüber immer im Unklaren zu lassen, wo der Ball nun hinkommen könnte.

 

Im nächsten Teil schauen wir uns an, wie die Aufschlagstrategie gegen Vorhand-orientierte Spielerinnen und Spieler aussieht. Bis dahin viel Spass beim Ausprobieren!

 

 

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