Warum ist Tischtennis die Nr. 1 in China?

Tischtennis ist ein Sport, der die Herzen von Millionen von Chinesen erobert hat. Es ist nicht nur ein Zeitvertreib, sondern eine nationale Besessenheit, die einige der grössten Spieler der Welt hervorgebracht hat. Aber warum ist Tischtennis in China so beliebt? Dafür gibt es mehrere Gründe.

 

Text: Raouf Morsi / Fotos: YEJO Circle & Medium

 

Einer der Hauptgründe für die Beliebtheit von Tischtennis in China ist seine Zugänglichkeit. Im Gegensatz zu anderen Sportarten ist Tischtennis einfach zu spielen und erfordert nur eine minimale Ausrüstung. Alles, was Sie brauchen, ist ein Tisch, ein Ball und ein Schläger. In einem Land mit über 1,4 Milliarden Einwohnern ist dies ein grosser Vorteil. Das bedeutet, dass Menschen jeden Alters, Geschlechts und jeder Herkunft diesen Sport ausüben können, unabhängig von ihrem Einkommen oder ihrem sozialen Status. Laut Insider betreiben 10 Millionen Chinesen Tischtennis als Wettkampf und 300 Millionen als Freizeitsport.

Ein weiterer Grund, warum Tischtennis in China so beliebt ist, ist seine Erschwinglichkeit. In China verfügen viele Schulen und Universitäten über eigene Tischtennisanlagen, so dass die Schüler kostenlos spielen können. Dies hat dazu beigetragen, den Sport zu fördern und ein grosses Reservoir an talentierten Spielern zu schaffen. Ausserdem sind die Kosten für Ausrüstung und Training im Vergleich zu anderen Sportarten relativ gering, wodurch Tischtennis für mehr Menschen zugänglich ist.

Shenyang Sport University

Die chinesische Regierung hat ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Popularität des Tischtennis gespielt. Sie hat massiv in den Sport investiert, zahlreiche Trainingszentren gebaut und hochkarätige Trainer eingestellt. Ausserdem werden die Spieler von der Regierung finanziell unterstützt, damit sie sich auf ihr Training konzentrieren und auf höchstem Niveau antreten können. Dies hat dazu beigetragen, eine Kultur der Spitzenleistungen zu schaffen und einen stetigen Strom von Weltklassespielern hervorzubringen.

Schliesslich ist Tischtennis tief in der chinesischen Kultur verwurzelt. Der Sport wird in China seit über einem Jahrhundert betrieben und ist zu einem Symbol des Nationalstolzes geworden. Chinesische Spieler werden bewundert und respektiert und der Sport gilt als Mittel, um die Stärke und Geschicklichkeit des Landes auf der Weltbühne zu demonstrieren. Chinesische Spieler dominieren die internationalen Ranglisten und ihr Erfolg hat dazu beigetragen, den Sport sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu fördern.

Natürlich gibt es noch weitere Kriterien wie etwa die Systeme, die zur Entwicklung von Champions eingerichtet wurden. Viele dieser Champions haben im Alter von 5-6 Jahren angefangen und unermüdlich trainiert. Laut einigen Zeugenaussagen dauerte das Training von 8:30 Uhr bis 21:00 Uhr!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beliebtheit von Tischtennis in China das Ergebnis einer Kombination von etlichen Faktoren ist, darunter Zugänglichkeit, Erschwinglichkeit, Unterstützung durch die Regierung und kulturelle Bedeutung. Der Sport hat die Herzen von Millionen von Chinesen erobert und einige der besten Spieler der Welt hervorgebracht. Dank der wachsenden internationalen Beliebtheit und der anhaltenden Investitionen in den Sport wird Tischtennis wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren eine Quelle des Nationalstolzes für China bleiben.

Beitrag von Claude Diethelm (01 Mai 2023):

Der berühmte chinesischen Volksführer Mao Tse-Tung (nach neuer Schreibweise: Mao Zedong) verkündete 1948 nach der Machtübernahme der kommunistischen Partei, dass alle westlichen Sportarten dekadent wären, allerdings mit einer Ausnahme: Tischtennis.

Mao war selbst ein passionierter Spieler (s. Bild)

Somit wurde unsere Sportart für die Chinesen zu. ihrem Nationalsport erklärt. Heute noch und trotz marktrechtlichen Schutzes, in China weiterhin als «Ping-Pong» bezeichnet.

Nicht überraschend, dass aus einem Reservoir von damals annährend eine Milliarde Menschen bald eine Elite heranwuchs, die, die führenden TT- Nationen wie Ungarn und Japan bald, ablöste.

Zu den städtischen Meisterschaften von Beiging wurden schon vor Jahren rund eine Million Teilnehmer registriert.

In diesem Zusammenhang ist das folgende, wohl in die Welt-Geschichte eingegangen Ereignis, einzuordnen.

In den 1950er und 1960er Jahren hatten die USA und China versucht mit „normalen“ diplomatischen Mitteln ihre Beziehungen zu verbessern; die sogenannten «Warschauer Gespräche» brachten aber nicht die erhofften Ergebnisse. Zu Hilfe kamen hier schliesslich die Tischtennisspieler. Während der Weltmeisterschaft 1971 in Nagoya (Japan) freundeten sich die Spieler Glenn Cowan (USA) und Zhuang Zedong (China) an. Daraufhin lud Sung Chung, der Generalsekretär des chinesischen Tischtennisverbands, am 7. April 1971 die amerikanischen Spieler nach Peking ein.

Diesem Besuch folgten weitere Treffen von hochrangigen Politikern (Henry Kissinger im Juli 1971 sowie Richard Nixon als US-Präsident im Februar 1972), wodurch Spannungen abgebaut und die Beziehungen verbessert wurden. Diese Ereignisse sind heute unter dem Begriff « Ping-Pong-Diplomatie» bekannt.